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»Barbie«

This event was held on the 5th of August | »Barbie« scored 8,3125 Genusspunkte | @Scala


Reallife-Adaption der beliebten Super-RTL-Animationsreihe.

Inszeniert von Greta Gerwig, die nach »Lady Bird« und »Little Women« ultimativ ins Girl-Verse einsteigt. Mitgeschrieben von ihrem Ehemann Noah Baumbach, dem wir den Gute-Laune-Klassiker »Marriage Story« verdanken. Neben Margot Robbie als titelgebende Puppe, Will Ferrell, Simu Liu, Helen Mirren, Dua Lipa, John Cena und Michael Cera vor allem Ryan ‘Ry Ry’ Gosling als Ken, der auch auf dem Soundtrack vertreten ist. Mit ihm zu hören sind dort unter anderem auch HAIM, Chali XCX und Nicki Minaj. Und natürlich Aqua.

Joris
Baucons-Shuttleservice, wenn Sweden wieder hittet.
Trailer zu »Barbie«
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Preview Juni

Liebe Aktionär*innen,

Es ist Sommer, zumindest im Süden des mitteldeutschen Sibiriens. Klassischerweise die Phase, wo das Kino ein Loch bekommt, aber tatsächlich bekommen wir zum Strandwetter nochmal eine schöne große Kühlkiste voll mit buntem Kinoeis zum leerlutschen. Und da der Sommer näherrückt: JFK-Meet-Up 2023? Bitte Vorschläge in die Kommentare. Wobei der einst cinematorisch angepflanzte Stamm ja mittlerweile auch so von selbst zwischen Beeren und Bällen blüht. Das Sekretariat des Präsidenten bittet vielmals um Nachsicht hinsichtlich seines terminlich bedingten Fernbleibens (auch bei den letzten Monat insgesamt rar gesäten Kinoversammlungen). Es wird auf Besserung gehofft.

Nächster Absatz betriebsintern, für Filme direkt zum übernächsten springen.

In eigener Sache: Ich weiß nicht, inwieweit die Website überhaupt noch genutzt wird (gerne Rückmeldung dazu), doch gestaltet sich die Pflege aktuell etwas schwierig. Da ich zu den Events zuletzt weniger Kontakt hatte, hab ich die dazugehörigen Seiten lange nicht nach den Treffen aktualisiert, die Kategorien geordnet etc. Intern gab es schon Anfragen, ob man das umdeligieren könnte, aber bislang leider fruchtlos. Daher zwei Fragen: Will jemand bissl Website mithelfen? Vor allem aber: Lohnt es noch, das aktuelle Modell beizubehalten? Guckt noch jemand auf die Seite? Also ernsthafte Frage? Als Kommunikationsplattform und Archiv eigentlich ganz schön, aber weiß nicht, für wie viele das noch von Interesse ist. Gerne auch dazu in Kommentaren oder Gruppe melden.

Apropos archivarisch: Auf dem Fantasy Filmfest schon gesehen, aber vielleicht ist »Pearl« auch für den Rest interessant. Obwohl es das Prequel zum letztjährigen A24-Slasher »X« ist, funktioniert der Film auch völlig ohne den anderen Ti-West-Streifen je gesehen zu haben (Jasmin- und Felix-approved). Die Geschichte eines etwas irren Farmmädchens während der Spanisches Grippe, das von einer großen Karriere als Tänzerin beim Film träumt, wird dank Hauptdarstellerin Mia Goth (»High Life«, »Emma.«) zum furiosen Charakterdrama. Gut umgesenst wird dennoch, für alle Genrefreunde. Großer Spaß, gerade auf der Leinwand dank der knalligen Bilder! Mehr hier.

Wer nachvollziehbarerweise nicht Urlaub auf einer entlegenen Südstaatenfarm machen will, für den habe ich der goethischen Seelen Traum: Bella Italia. In »Nostalgia« wird das Drama um einen Mann, der in seine Heimatstadt Neapel zurückkehrt dadurch ein wenig mit Gangsterpfeffer gewürzt, dass sein enger Freund in der lokalen Unterwelt aufgestiegen ist. Atmosphärisch dicht regnen Musik und Bilder auf die heißen Straßen, waschen aber das Blut der kühlen Freundschaftsfabel nicht weg. In Cannes damals gut besprochen, mit Pierfrancesco Favino (»Il traditore«) in der Hauptrolle.

Manche wollen vielleicht auch nicht mit ihren zweilichtigen Freunden und deren Pferdekopf im Hotelbett schlafen, sondern teilen sich die Rechnung lieber mit ihrer Familie. Für die gibt es »The Adults« mit Michael Cera (»Scott Pilgrim«). Ein kleiner Film über Kleinstadt-Poker-Profi Eric, der eines Tages in seine alte Heimat zurückkehrt und nun etwas unbeholfen mit seinen entfremdeten Schwestern klarkommen muss. Feiner kleiner Film, der sicher einer der angenehmsten Überraschungen für mich auf der Berlinale war. Großartiges Ensemble, das sich die ganze Zeit mit sehr verspielten Gemeinheiten anfaucht in dieser warmherzigen Tragikomödie. Für Mumblecorefreunde (sowas in der Art von »Frances Ha« oder »Lady Bird«) auf jeden Fall ein Geheimtipp. Mehr hier.

Etwas verschroben, etwas awkward, doch witzig, doch melancholisch, das bekommt man normalerweise vor allem mit einem: Wes Anderson. Dessen neuer Film nach »The French Dispatch« oder »Grand Budapest Hotel« kommt nun ganz frisch aus Cannes in unsere heimischen Kinos. Für »Asteroid City« macht er diesmal einen besonders pastelligen Ausflug in die Wüst, wo der Weltraumwahn mit Besuchern in Untertassen belohnt wird. Mit dabei unter anderem Jason Schwartzman, Scarlett Johansson, Tom Hanks, Steve Carell, Jeff Goldblum, Maya Hawke, Jeffrey Wright und und und. Ihr kennt Wes Anderson. Ihr liebt Wes Anderson. Ihr bekommt Wes Anderson.

Statt 20.000 Stars gibt uns der nächste Film etwas ganz speziell für LO: »20.000 Arten von Bienen«. Der kleine spanische Drama rund um eine Mutter und ihre kleine Tochter, beide in eigenen Krisen. Bei der sechjährigen Lucía ist die Krise ganz handfest: Sie hat das falsche Geschlecht zwischen den Beinen. Intensiv gespielt, sehr feinfühlig, Bienen. In Berlin dieses Jahr vielfach ausgezeichnet, leider von mir dort verpasst, jetzt aber die Gelegenheit zum nachholen.

Ebenfalls zum Nachholen, weil anscheinend niemand Lua ins Kino begleiten wollte: »The Five Devils« kommt jetzt endlich auf MUBI. Feuriges Franzosenkino mit Adèle Exarchopoulos, hatte ich an anderer Stelle schon mal vorgestellt. Vielleicht jetzt mit Sofa-Zugang noch attraktiver für jene, die sich bisher noch nicht für entflammte Franzfrauen eingewählt haben.

Und natürlich für die Fantasy-Filmfest-Freunde unverzichtbar: Am 15. Juni startet der Horrorkracher »Bed Rest«. Bei Interesse bitte direkt bei Lua melden, der hat noch Freikarten.

Mindestens mit Wes Andeson dürfte diesen Monat glaube ich etwas dabei sein, wo man einige Gesichter wiedersehen kann. Meldet euch wie gesagt gerne bezüglich eines erneuten JFK-Meet-Ups.

Sonnige Grüße

Euer JFK-President

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»Asteroid City«

This event was held on the 21st of June | »Asteroid City« scored 8 Genusspunkte | @Scala


If all of Anderson’s movies are sustained by the tension between order and chaos, uncertainty and doubt, “Asteroid City” is the first that takes that tension as its subject, often expressing it through the friction created by rubbing together its various levels of non-reality. Some might see that as self-amused navel-gazing, but the unexpected moment towards the end when Anderson finds a certain equilibrium between those contradictory forces — with a major assist from a movie star whose name you suddenly remember seeing in the credits some 100 minutes earlier — is so crushingly beautiful and well-earned that the artifice surrounding it simply falls away.

David Ehrlich in IndieWire
Wenn du nach Salzhausen rausfährst, aber die Haltestelle verpasst.
Trailer zu »Asteroid City«
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Preview Mai

Ich weiß nicht wie es bei euch in euren verstreuten Teilen der Welt aussieht, aber hier in Marburg ist es Grau. Hier und da etwas triefendes Grün, dort bleiernes Blau. Der sogenannte Frühling ist aktuell noch ziemlich winterlich, der Sommer unendlich fern. Immerhin hat sich das Kino dem Wetter angepasst und ist der Überzeugung, dass es noch wie in den besten dunklen Monaten ausschütten darf, kein Sommerloch in Sicht. Ein paar nette Kleinigkeiten, aber auch Highlights. Unter anderem mit der Rückkehr eines JFK-Klassiker-Autors.

Doch bevor wir zu dem kommen erstmal ein Angstgegner des JFKs: das deutsche Kino. Es starten zu Monatsbeginn gleich zwei schöne Kandidaten, aber nachdem selbst ich Angela Schanelecs »Music« nach der Berlinale-Weltpremiere als den zuschauerunfreundlichsten Film seit Jahren bezeichnet habe, lohnt es glaube ich nicht den hier einzubringen. Ich glaube meinen cinematorischen Masochismus teilt hier ja niemand. Dafür habe ich einen anderen Film im Köcher, aber da ich zuletzt scheinbar kein Talent gehabt habe, deutsches Kino verführerisch zu beschreiben, übergebe ich für »Das Lehrerzimmer« (ich weiß, unattraktiver Titel) das Mikro an den allseits beliebten Langhaar-Hanseaten Lua:

Ein deutscher Film? Mit Schulkindern? Allein, dass das schon keine Katastrophe ist, ist ein Wunder. Vielleicht ist Das Lehrerzimmer sogar ein Wunder. Ich hab selten so eine gute Darstellung von Schule, Schülern und Lehrern in einem Film gesehen. Also jetzt schon eine absolute Empfehlung und ich hab noch gar nichts zu der ziemlich spannend erzählten Handlungsentwicklung gesagt. Lohnt sich auf jeden Fall!

Lua

Danke Lua, wir schalten zurück ins Studio. Und da ihr jetzt so brav den deutschen Film durchgestanden habt, kommen wir zum vermutlich begehrtesten Film des Monats: »Beau Is Afraid«. Für die, beiden denen gerade gar nichts klingelt: Das ist der neue Film von Ari Aster, dem Schöpfer vom JFK-Megakultklassiker »Midsommar«. A24 hat ihm diesmal anscheinend Carte Blanche gegeben und als Bonus Joaquin Phoenix oben drauf. Den schickt der bisherige Horrorinnovator als paranoiden Pyjamaträger auf eine Odyssee durch die Jahrzehnte und quietschbunte Pappkulissen. Ganz bescheiden beschreibt Aster den Film als “das jüdische »Herr der Ringe«” und hat ihn auch von vier Stunden auf knackige 179 Minuten runtergetrimmt. Das Projekt ist offensichtlich megalomanischer Irrsinn, aber er hat jezt schon große Fans. Und es soll Asters bisher witzigster Film sein. Als Fraktion, die sich im Saal bei den Midsomma-Sexritualen kaputtgelacht haben, sind wir verpflichtet, den zu gucken.

Reicht jetzt auch mal wieder mit coolem Hollywoodkram. Zurück zu was mit Deutschen. Zumindest vom Klang her. Mit Sisi konnte man hier ja zuletzt keinen Blumentopf mehr gewinnen, aber dafür gibt es jetzt »Sisu«. Lua und LO haben ihn schon geguckt und waren angetan. Kurz: ein übermächtiger Finne ballert zusammen mit seinen Hund Nazis weg. Nuff said.

Hund habt ihr ja alle lieb, sonst könnte man ja nicht die tiefenpsychologischen Hintergründe in »John Wick« nachvollziehen. Bestimmt gibt es auch Fans vom Heulfest »Hachiko«, wo der Hund auch nach dessen Tod auf sein Herrchen wartet. Aber kennt ihr auch das japanische Original? Jetzt haben wir wieder eine Remake-Situation. Akira Kurosawas legendärer Klassiker »Ikiru« wurde jetzt britisch neugemacht und gar nicht mal mit schlechten Leuten! »Living« heißt die Neuerzählung der Geschichte eines alten Bürokraten, der im Nachkriegslondon mit einer tödlichen Krankheit diagnostiziert wird und nun einmal richtig leben will. Klassische Prämisse, aber wohl sehr feinsinnig umgesetzt. Kurosawa machte daraus schon einen der besten Filme aller Zeiten, nun adaptiert den Stoff Nobelpreisträger Kazuo Ishiguro (einige kennen wahrscheinlich die Verfilmung seines Romans »Never Let Me Go – Alles was wir geben mussten« mit Keira Knightley) und erhielt auch prompt eine Oscarnominierung. Ebenso erhielt der große Bill Nighy endlich eine Nominierung, nachdem er euch bereits aus diversen Titeln wie »Shaun of the Dead«, »Emma.« und »Fluch der Karibik« bekannt und unverzichtbar geworden ist (ihr erkennt ihn, wenn ihr ihn sieht, begnadeter Nebendarsteller). Ich war bei Ankündigung des Projekts sehr skeptisch, aber die Kritiken waren alle sehr lobend und die Bilder sehen bezaubernd aus. Mal was zum Fühlen nach Kloppe, Wahnsinn und Deutschland.

Ebenfalls viele Emotionen wird es beim großen Sundance-Gewinner »A Thousand and One« geben. Mitte der 90er in New York entführt Inez den kleinen Terry aus dem Pflegeheim, der dort sowohl von seinen eigentlich Eltern als auch seiner Pflegefamilie alleingelassen wird. Doch in Harlem, der Welt von Inez, erwartet Terry keine sonderlich sonnige Welt. Charaktergetriebenes Melodrama mit starken Schauspielleistungen und genauem Blick für die sozialen Hintergründe. Allseitig gefeiertes Spielfilmdebüt aus der Indie-Ecke. Im Scala sogar in OmU!

Untertitel gibt es auch bei »Sparta«, denn selbst die Teile, die in deutschsprachigen Gefilden spielen, sind nicht richtig deutsch. Der Österreicher Ulrich Seidl präsentiert seinen Bruderfilm zum vielfach mit der Goldenen Schnecke ausgezeichneten »Rimini«, diesmal um Ewald, der nach Rumänien geht. Er hat dort einen Job und auch eine Frau, die ihn liebt, doch lässt ihn etwas Dunkles in ihm keine Ruhe. Er verdrängter Trieb treibt ihn in die Provinz, wo er eine Judodojo für Kinder gründet. Seidl schafft hiermit einer seiner wohl empathischten Charakterstudien, getrieben vom brillanten Georg Friedrich, der Mann, der ganz Österreich in seinem Mund hat. Ein stilistisch strenger Film, aber einer der menschlichsten, die ich letztes Jahr gesehen habe. Ausgezeichnet mit der Goldenen Schnecke für den Besten Nebendarsteller (Hans-Michael Rehbergs letzte Rolle), plus zwei weitere Nominierungen. Traut euch! Review hier.

»Sparta« hab ich letztes Jahr in Hamburg sehen dürfen, als Seidl mit dem großen Preis des Festivals ausgezeichnet wurde. »All the Beauty and the Bloodshed« hab ich damals sogar spät am Abend in der Pressevorstellung am Lido gesehen, bevor er dann den Goldenen Löwen von Venedig gewann. Der Dokumentarfilm zeichnet den Kampf der Fotografin Nan Goldin gegen die Pharma-Großmacht Sackler nach. Auf der einen Seite porträtiert er so die Opioidkrise Amerikas rund um Oxycodon (ein paar haben vielleicht in dem Zusammenhang auch von der Serie »Dopesick« gehört), auf der anderen Seite erzählt er auch das Leben Goldins, von der psychotisches Vorortfamilie hin in das Zentrum der New Yorker Undergroundavantgarde. Die Doku ist dadurch sowohl politisch brisant als auch ein farbenfrohes Historienfresko, wird lyrisch und schließlich extrem persönlich. Unbedingte und uneingeschränkte Sehempfehlung von mir an alle! Review hier.

Viel Festivalkino, wie ihr merkt, aber eben auch einige richtige Hits. Ein paar garantierte Magneten, ein paar, bei denen man vielleicht über seinen Schatten springen muss. Jedenfalls genügend Gelegenheit, den trüben Tagen rein in den Kinosaal zu entfliehen. Schnappt euch Freunde, Familie und eingeschlafene Mitglieder und füllt die Genusspunktetabellen.

Grüße vom Schloss

Ihr JFK-Burgheer-President

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»A Thousand and One«

This event was held on the 21st of May | »A Thousand and One« scored 7,66 Genusspunkte| @Scala


It’s a quiet drama despite its characters’ many volatile arguments. Most of all, it’s a moving character portrait of a complicated woman who makes good and bad decisions but is motivated solely by the desire to create a better life for herself and the people she loves.

David Rooney at The Hollywood Reporter
Back on Huckepack in der black Hood
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»Sisu«

This event was held on the 22nd of April | »Sisu« scored 7 Genusspunkte | @Savoy


With very little dialogue, the director […] tells the very simple story of a brutal killing machine taking down some Nazis in the hazy days following the end of World War II. A version of the title basically means “Immortal,” and the protagonist here is that kind of Mad Max maniac, a former soldier tired of all the bullshit and just wants to go home. “Sisu” gets a bit repetitive and arguably lacks much to offer beyond its gore, but it works on its own B-movie terms. Who doesn’t want to watch Nazis go boom?

Brian Tallerico at RogerEbert.com
Nazis (links) fahren… warte… die sind links???
Trailer zu »Sisu«
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Preview April

Im März gab es ein Déjà-vu. Eine ganze Bonbontütte voller bunter cinematorischer Leckereien… und kaum Besucher bei den Kinoevents. Uff. Baumannconsulting schreibt rote Zahlen, der CEO ist nach wie vor vermisst, man munkelt von Kontontransfers in die Türkei und immer mehr Vorstandsmitglieder stecken mit im Skandal. Uff. Und was waren noch die best besuchtesten Filme? »65«??? UFF. Und wahrscheinlich werden auch diesmal JFK-Dissidenten »Guardians of the Galaxy« oder »Coldplay« (WTF LB??) als ihr Monatshighlight ins Letterboxd-Tagebuch tippen. Ich sehe schon die Gruppeneinladung zu »Cocaine Bear« im Chat… Immerhin! Die Weebs füllen schon die Gruppe für »Suzume«. Anime heißt im JFK immer noch Aniwe. Na gut, dann will ich mal nicht beleidigt sein. Hier ein zweiter März, also vor allem mengenmäßig. Und vielleicht auch mit dem einen oder anderen kleineren oder größeren Highlight.

Ganz unerwartet auf dieser Liste steht »Air«. Ich bin kein großer Ben-Affleck-Fan und hatte deswegen mit keinem großen Wurf gerechnet. Doch anscheinend hat der zweifache Oscargewinner mit seiner neuen Regiearbeit einen Slamdunk gelandet. Nachdem schon »Hustle« damals einigen Enthusiasmus im JFK erregen konnte, gibt es jetzt gleich noch einen weiteren Basketball-Film, diesmal über NBA-Legende Michael Jordan. Affleck (»Argo«, »Gone Girl«, »The Last Duel«) sitzt im Regiestuhl, aber auch vor der Kamera, neben ihm sein Buddy Matt Damon (»Stillwater«, »Good Will Hunting«, »The Last Duel«) sowie Viola Davis (»Suicide Squad«, »Widows«) und Jason Bateman (»Castle«). Oldschool Sportfilm. Gibt man keinen Korb (sorry).

Genug vom Hollywood-Schmonz hat Tarik Saleh nach seinem Chris-Pine-Action-Flop »The Contractor« (oder Hollywood hatte genug von ihm [Hust]). Der ägyptische Genrehandwerker ist zurück in seiner Heimat und greift mit »Die Kairo Verschwörung« quasi als Sühne nach einem höheren Register. Der Thriller taucht in die Katakomben der islamischen Machtstrukturen, als der Großimam Kairos stirbt und der Kampf um seine Nachfolge beginnt. Politisch explosiv, imposante Bilder. In Cannes prämiert für das Drehbuch.

Aber auch das ist noch eher klassisches Genrekino. Meine Garçons und Filles wollen natürlich full ham Frankokino ballern. Dafür sorgt Léa Mysius (Drehbuch von »Wo in Paris die Sonne aufgeht«) mit ihrem neuen Film »The Five Devils«. Handlung irgendwo im Mystery-Coming-of-Age-Fantasy-Sektor, wahrscheinlich sollte man am besten nicht zu viel wissen. Wichtig ist: FRANZÖSINNEN. PYROMANIE. HALLOOOOOOOO! Nicht nur wegen smoking hot Adèle Exarchopoulos haben wir hier endlich wieder einmal die Chance auf das, was den JFK (Jeune Femme Kamikaze-Auto-Inflammation) ausmacht. Wer nicht mitkommt, kann auch gleich seine Mitgliedskarte verbrennen.

Brennen tat es auch in Argentinien, als in 2019 die Demonstrationen in Chile dafür sorgten, dass die Regierung das Militär gegen die Bevölkerung mobiliserte und wenig später die Verfassung neu geschrieben wurde. Und das alles wegen U-Bahn-Ticketpreisen. Nicht mitbekommen? Kein Problem. Die chilenische Dokumentarfilmlegende Patricio Guzmán hat mitgefilmt und einen eindrucksvolles Porträt eines Landes in Sturm mit »Mi país imaginario – Das Land meiner Träume«. Kraftvolle Dokumentation über die Kraft des Volkes, vor allem seiner Frauen. Ich konnte ihn letztes Jahr schon beim FilmFest Hamburg sehen, Bericht hier.

Wo wir schon mal auf Weltreise sind, lasst uns doch auch mal schön ans Mittelmeer. Auf nach Griechenland! Deren Greed-Weird-Wave mit Lanthimos und Co. ist zwar schon länger vorbei, aber Christos Nikou scheint ein Nachzügler zu sein. Dabei ist das Thema gar nicht so exzentrisch: Es gibt eine Pandemie (falls sich jemand nicht mehr erinnern kann, 2020 (Erscheinungsjahr des Filmes) war das noch aktuell). Nur löst sie nicht Husten aus, sondern Amnesie. Statt guter Impfe gibt es aber nun ein Therapieprogramm, dass Erkrankten eine neue Identität geben soll. »Apples« war nach dem ersten Lockdown ein großer internationaler Festivalliebling und für die, die mit der Lanthimos-Exzentrik (»The Favourite«, »The Lobster«, »The Killing of a Sacred Deer«) was anfangen konnten bestimmt einen Blick wert.

Noch weirder wird es aber wohl bei »Infinity Pool« werden. Brandon Cronenberg (»Possessor«) hat, nachdem Papa schon gerade seinen Neuen vorlegte – auch in Griechenland gedreht! –, auch jetzt seinen nächsten Film fertig und spilet natürlich wo: Auch im Urlaubsparadies! Doch die Bodyhorror-Sci-Fi wird schnell gar nicht mehr so paradiesisch. Nach einem Autounfall muss sich ein Autor vor Gericht veranworten, jedoch bietet man im Inselresort La Tolqa einen besonderer Deal an, wenn man es sich nur leisten kann. Was für ein Strudel aus Gewalt, Sex und verformten Körpern sich dahinter versteckt, sollte am Besten im Dunkel des Kinosaals entdecken. Aus den Schatten schmieden sich die geschmeidigen Leiber von Alexander Skarsgård (»The North Man«, »Passing«) und Mia Goth (»High Life«, »X«) an einen. Bis sie nicht mehr so geschmeidig sind… Warnung: Kritiken SEHR gemischt.

Während ich noch sehr am Strugglen bin, ob ich mir »Infinity Pool« wirklich ansehen muss und auf der anderen Seite wohl die meisten von euch rein wollen, sieht es bei meinem Monatshighlight wohl genau umgekehrt aus. »Roter Himmel« ist der neue Film von Christian Petzold, unserem Regie-Superstar in der Filmtwitterblase. Das sommerliche Drama, zweiter Teil seiner Elementargeist-Trilogie nach »Undine« (jasmin-approved), hat in Berlin abräumen können und auf Letterboxd überschlagen sich die Reviews. Der wohl noch immer unterschätzte Thomas Schubert (brillant) spielt einen jungen Autor in der Krisis, der von der sich amüsierenden Mitbewohnerin (my darling und Goldene-Schnecken-Gewinnerin Paula Beer) im Ostseehaus seines Freundes noch mehr aus seiner Konzentration geworfen wird. Das Dahinplätschern wird plötzlich brenzlig, als Waldbrände überall in der Gegend aufflammen. Ein bisschen Sommerbrise, ein bisschen verspielte Romantik, ein bisschen malerische Apokalypse. Heißer Kandidat für den Film des Jahres bei mir.

Ja, ich weiß, ich kann sagen was ich will, wenn’s kein Gangsterrap oder Netflixhit ist, krieg ich die Rasselbande nicht ins deutsche Kino. Um die Todsünde aus der Kiste zu kramen: Deutsche Comedy. Aber wer Loriot nicht mag, der ist auch einfach ein Kretin, Kulturbanause und dummdreistdämmlicher Eumel. Zum 100sten Geburtstag des Erfinders von deutschem Humor, unser Monty Python!, gibt es seine Trickfilme nochmal kompiliert zur großen Revue auf der noch größeren Leinwand. Der Familienoriginalbenutzer, die Herren im Bad, pneumatische Plastologie. »Loriots große Trickfilmrevue« unterläuft natürlich Essenzen des klassischen Loriot-Charmes (Kürze, Vereinzeltheit und gewisse BRD-TV-Schäbigkeit) und vermutlich wird hier erstrecht niemand reinwollen. Aber vielleicht wollen ja doch noch ein paar den 100sten des Meisters mitfeiern.

Was wiederum ihr vermutlich gucken wollt, ich aber definitiv nicht gucken will und hier auch dezidiert nicht empfehle oder feature, sind die zwei letzten Titel dieses Monats. Zum einen ist da »Empire of Light« über Kinoliebe mit Olivia Colman (»The Favourite«), Michael Ward, Toby Jones (»Sherlock«) und Colin Firth (»Mamma Mia«), fotografiert von Roger Deakins (»1917«), Musik von Trent Reznor und Atticus Ross (»Mank«), Buch und Regie Sam Mendes (»1917«). Zum anderen ist da »The Whale«, Fettleibigkeit auf engen Raum, oscarprämiert, mit Brendan Fraser (»Die Mumie«) und Sadie Sink (»Stranger Things«). Beides große Namen, beides unter Verdacht furchtbar manipulativen Kitschs.

Urlaub und Feuer dominieren diesen Monat und führen uns aus dem unerwartet verschneiten März hinaus. Nicht so viel Hollywood, aber als Fans für vom European Cinema Intro ist das ja geradezu ein Vergnügen. Ich hoffe ein paar Leute bei »Roter Himmel« zu sehen und bei »The Whale« nicht zu viele Genusspunkte. Aber am meisten hoffe ich, dass Franzosen brennen. S’il vous plaît.

Bisous à mes lapins de Pâques

Euer Président

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»Roter Himmel«

This event was held on the 20th of April | »Roter Himmel« scored 8,46 Genusspunkte | @Scala


While, on one level, it seems to belong to international cinema’s increasingly prevalent strain of climate catastrophe dramas, on another it’s a brittle character piece, a comedy of social embarrassment with a dark and ultimately tragic undertow. Until, that is, a coda ties it off in another register entirely.

Jonathan Romney in Screen Daily
Joris, wenn er wieder sechs Stunden an der Preview sitzt und insgesamt zwei Leute kommentarlos in vier der acht Filme
Trailer zu »Roter Himmel«
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»The Five Devils«

This event was held on the 24th of July | »The Five Devils« scored 7,66 Genusspunkte | @JFK-Plaza


Some viewers may be frustrated by the opaque way all threads are resolved. To the end, Mysius retains the sense of her film being a glistening and mysterious object, you can watch but can’t touch. Yet this intact mystery flows from themes too vast to ever be rendered fully transparent: young girls are prescient and love is fate.

Sophie Monks Kaufman in IndieWire
[You can hear this image]
Trailer zu »The Five Devils«
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»Air«

This event was held on the 7th of April | »Air« scored 7,35 Genusspunkte | @UCI Kinowelt


Each actor in Affleck’s latest film gives a powerful and award winning performance. “Air” is a slam dunk and ultimately one of the best sports movies ever made. Affleck successfully captures Nike’s heartwarming and hilarious marketing  journey while paying respectful homage to all involved. “Air” is a tremendous underdog story filled with lovable characters. It’s truly a film about legends made by legends. 

Marisa Mirabal in IndieWire
JFK-Chefetagen-Meeting zum Thema Drip
Trailer zu »Air«