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Preview September

Während die blonde Puppe noch immer auf der Atombombe tanzt, sinkt die Sonne immer früher und die Hosen werden länger. Eben noch paddelte man auf den glitzernden Flüssen – echte Männer genehmighten sich auch ein Bad – und schon sieht man das Packeis am Horizont. Es ist September und die Winde wehen. Raus aus dem Sommerloch, hinein in das Kino.

Im Hochschreiten der Scala-Treppe werfen wir noch einen Blick auf unser pittoreskes Herbst-Panorama. Was sehen wir: »Fallende Blätter«. Aki Kaurismäki, der Meister aus Finnland, ist zurück. Wer ist Kaurismäki? Ähnlich wie ein Jarmusch ein Meister des Lakonischen, des trockenen und absurden, oftmals finsteren Humors. Wortkarg, aber verdammt poetisch. Doch vor allem, wie Kaurismäki selber betont, “keine Kunstscheiße”. Nun ist der Finne zurück und holte sich an der Croisette direkt auch eine Palmen-Statue ab mit einer neuen kleinen Komödie über einsame Seelen, die übereinander stolpern. Diesmal zwei unverhoffte Liebende in einer Nacht in Helsinki.

Während es im frostigen Finnland herzerwärmend wird, ist es im Iran bei »Sieben Winter in Teheran« wirklich bitterkalt. Dabei könnte das Thema einen durchaus zur Weißglut treiben. Denn in der vielfach prämierten Dokumentation geht es um eine Studentin, die nach sieben Jahren Haft gehängt werden soll. So lautet das Urteil für den Mord den sie begangen haben soll. Nur war jener Mord Selbstverteidigung gegen einen Vergewaltiger. Der Film rollt nun die Akte noch einmal auf.

Ein weiterer Dokumentarfilm kommt mit »Auf der Adamant« angeschippert. Nicolas Philibert ist einer der empathischsten Dokumentaristen Frankreichs und konnte dieses Jahr in Berlin den Goldenen Bären gewinnen. Die titelgebende Adamant ist ein Schiff, das mitten in Paris schwimmt. Nur ist es kein Fischkutter, sondern eine Tagesklinik für psychisch erkrankte Menschen. Philibert begleitet nun die kreativen Therapieansätze aus nächster Nähe und entwirft ein Gegenbild zum maroden Gesundheitssystem.

Ihr wollt Crazyness nicht als Thema, sondern als filmisches Prinzip? Gut, dann ab zu »The Creator«. »Rogue One«-Macher Gareth Edwards entwirft einen dicken Sci-Fi-Streifen, in dem John David Washington (»Tenet«, »BlacKkKlansman«, »Amsterdam«) der übermächtigen K. I., mit der die Menschheit im Krieg liegt, ihre Superwaffe abluchsen. Das Problem: Die Waffe ist ein kleines Kind. Ein Androiden-Kind. Könnte doof werden, vielleicht aber auch ganz cool. Vielleicht besser als »65«. Musik von Hans Zimmer!

Das Gegenteil von Futurismus gäbe es bei »Within Our Gates«. Oscar Micheaux hat 1920 hiermit den ersten afroamerikanischen Film aller Zeiten gedreht, zumindest den ältesten, der erhalten geblieben ist. Ein Drama um Selbstbestimmung, Rassenspannung und Lynchjustiz. Das Scala zeigt es mit KOSTENLOSEM EINTRITT einmalig auf der großen Leinwand!

Noch zwei ganz frisch gegrillte Mini-Steaks vom Lido, die beide auf Netflix kommen werden:

Zum einen ist da »El Conde«. Pablo Larraín pendelt nach seinem Lady-Di-Porträt »Spencer« zurück in seine Heimat Chile. Und wie schon bei seiner letzten Rückkehr mit dem feurigen Tanzdrama »Ema« hat er etwas sehr Stylisches und völlig Neues im Angebot. Wobei: Genau wie bei Lady Diana und Jackie Kennedy nimmt er eine historische Berühmtheit und fügt einen gewissen Spin hinzu. Diesmal ist der Spin nur wirklich abgedreht. Denn Augusto Pinochet, dem chilenischen Diktator der 70er und 80er, widmet er sich in einer schwarzweißen Horrorsatire. Bei Larraín ist Pinochet nämlich ein jahrhundertealter Vampir. Vom römischen Imperium über Ludwig XVI rein in das vielleicht dunkelste Kapitel der chilenischen Geschichte. Illustriert wird dies in vorzüglichen Bildern von Edward Lachman (»Dark Waters«, »Carol«, »Light Sleeper«).

Zum anderen ist da Neues von Wes Anderson! Wobei es “nur” ein Kurfzilm ist. Nach »Der fantastische Mr. Fox« widmet sich Anderson zum zweiten Mal mit »The Wonderful Story of Henry Sugar«. Darin wird Benedict Cumberbatch vom Guru, der ohne Gebrauch seiner Augen sehen kann (???), zum Meister-Betrüger beim Glücksspiel. Um ihn herum bekommt er Ralph Fiennes, Dev Patel, Ben Kingsley, Richard Ayoade und Rupert Friend gestellt. Für mehr Superstars war auf 39 Minuten nicht Platz.

Zick-Zack-Huckepack, das war’s auch schon. Ich möchte mich an dieser Stelle noch einmal bedanken für die zahlreiche Teilnahme am diesjährigen JFK-Meet-Up. Ich hoffe, die Bande konnte gestählt und etwas Kinoodem kollektiv eingeatmet werden, sodass nach diesem Sommer die Splittergruppen an ihren fernen Orten weiter Filme für unser Filmtagebuch sammeln können oder vor allem die vor Ort weiter unser Antiltz in Scala und Abaton pflegen können.

Hochachtungsvoll

Ihr JFK-President

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»Fallende Blätter«

This event was held on the 17th of September| »Fallende Blätter« scored 7,33 Genusspunkte | @Scala


An 81-minute film that’s as crisp and bittersweet as a late autumn breeze, Kaurismäki’s latest might amount to little more than a bauble in the end, but it offers a stirring reminder — both with its story, and through the experience of watching it — that life can only be so bleak so long as you can still go to the movies and escape it for a little while.

David Ehrlich in IndieWire
»Seikkailujen maailma«, »Brief Encounter – Begegnung«, »The Dead Don’t Die« und »Le Mépris – Die Verachtung« (v.l.n.r.), davor zwei Randoms.
Trailer zu »Fallende Blätter«
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Preview August

Wir sind voll im Sommerloch, was aber vielleicht gar nicht so schlecht ist. Denn umso besser können wir uns möglicherweise auf die wenigen vorhandenen Starts konzentrieren. Schließlich war der Track Record des JFKs in den letzten paar Monaten… dünn? Aber nicht schlimm, so fällt das Sommerloch weniger auf und vielleicht ragen so die wenigen Events als besondere heraus. Denn den ein oder anderen herausragenden Film haben wir diesen Monat tatsächlich.

Hightlight des Monates ist bestimmt »Past Lives«. In Sundance ist das Publikum schon ausgerastet und für die Europapremiere in Berlin kann ich bestätigen, dass die Leute sich auch gar nicht mehr eingekriegt haben. 4,3/5 auf Letterboxd, 8,4/10 auf IMdB, 94/100 auf Metascore. Dabei ist der eigentliche Film dahinter ganz klein und schlicht. Zwei Kinder in Korea vergucken sich ineinander. Das Mädchen zieht mit seiner Familie weg nach Amerika, der Junge bleibt zurück in Seoul. Jahre später nehmen sie wieder Kontakt auf. Sie spüren, was zwischen ihnen war, wissen aber auch, dass ihr Leben fortgeschritten ist. Zumal sie jetzt verheiratet ist. Das könnte jetzt melodramatisch werden, aber Celine Song geht einen anderen Weg mit ihrem Liebesdrama. Es ist ein überaus feinsinniger, reifer Film, der dennoch nicht seinen charmanten Witz und sein romantisches Träumen verliert. Das Ende ist einer der herzergreifendsten und kitschloses Momente des Kinojahres. Review hier.

Als alte »Everything Everywhere All at Once«-Fans wollt ihr gerne wieder Asiaten in Amerika, aber nicht mit so viele komplizierte Emotionen wie bei »Past Lives«? Kein Problem! Dafür haben wir »Joy Ride«! Eine wilde Randalekomödie mit Girlpower im Zentrum, allem voran der Goldenen-Luxusburger-Gewinnerin Stephanie Hsu (»Everything Everywhere All at Once«). Sie ist eine von vier Amerikanerinnen mti asiatischen Wurzeln, die nun in quer durch die Heimat ihrer Vorfahren auf der anderen Seite des Pazifiks reisen, auf der Suche nach einer der Mütter der Crew (yay, noch ein Film über Mutterkomplexe mit Stephanie Hsu🥳). Fun Fact: Um den Film gab es eine kleine lächerliche Kontroverse, nach einer Review, die schrieb über die Komödie schrieb: Objectifies men, targets white people. All shock value, ‘look at me’ attitude. Natürlich kochte das Ganze hoch und wurde zum medialen Cancel-Krieg. Also: Ihr wurdet gewarnt. Aber wann hat der JFK je einen kontroversen Film gescheut?

Apropos Filme mit J, die von Frauen sind und Film-Kontroversen involvieren, und ‘Look at me’-Attitude: Der Eröffnungsfilm des diesjährigen Cannes-Festivals kommt in die deutschen Kinos, »Jeanne du Barry«. Maïwenn hat sich für ihren Film selbst gecastet als die legendäre Regentenverführerin und wickelt in ihrem großen Kostümdrama Ludwig XV. (das ist der nach dem Sonnenkönig und vor dem, der in der Revolution den Kopf verliert) um den Finger. Und der wird gespielt von jemanden, der sowieso nur gute Erfahrungen mit Frauen gemacht hat: Johnny Depp feierte an der Croisette dieses Jahr sein großes Comeback auf dem roten Teppich. Das fand nicht jeder toll und auch das Projekt wurde insgesamt gemischt bewertet, doch alleine für Johnny geh ich rein.

Wo ich auch gerne reingeganden wäre, war bei der Berlinale »Passages«. Aber leider waren die Tickets ausverkauft und ich habe einen spanischen Experimentalfilm über Seelenwanderung geguckt, wo man zwanzig Minuten lang die Augen schließen muss. Ich habe also wertigen Ersatz bekommen, aber jetzt bekommen wir die Gelegenheit zum gemeinsamen Nachholen. Regisseur Ira Sachs kommt aus der New Yorker Indie-Kunstszene, erzählt hier aber einen sehr europäischen Film. Denn in Paris entfaltet er eine lustvolle Ménage-à-trois zwischen zwei Männern und einer Frau. Nur steht nicht die Frau in der Mitte, sondern einer der Typen. Gesandwiched wird hier Franz Rogowski, der gegenwärtig beste Darsteller unseres Landes (»Undine«, »Luzifer«, »Ein verborgenes Leben«), auf der einen Seite die Französin Adèle Exarchopoulos (»The Five Devils«, »Blau ist eine warme Farbe«, »Smoking Causes Coughing«), auf der anderen Seite aus Großbritannien importiert Ben Whishaw (»James Bond«, »Paddington«, »Women Talking«). Sex, Tanzen, Drama. Nicht euer TikTok-Feed, sondern großes Kino in 90 Minuten.

Und während MUBI »Passages« ins Kino bringt, bringen sie »Medusa Deluxe« zu euch nach Hause. Während eines Friseurwettbewerbs ereignet sich ein Mord. Der Film ermittelt in fließender Bewegung durch Neon-Licht-Flure den Killer. Kamera Robbie Ryan (»The Favourite«, »C’mon, C’mon«, »Marriage Story«). Wie jemand auf Letterboxd sagt: “Climax but they’re hairdressers”.

Also: Überschaubar. Sex und Freundschaft, zwischendurch Morde und Mütter. Hoffentlich sieht oder hört man sich irgendwo, spätestens beim großen JFK-Sommer-Meet-Up. Denkt dran: 27.08.! Näheres nochmal zusammengefasst von den Zuständigen in Kürze.

Munter bleiben

gez. JFK-President

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»Medusa Deluxe«

This event was held on the 5th of October| »Medusa Deluxe« scored 6,745 Genusspunkte | @JFK-Plaza


Wie „Climax“, „Birdman“ oder „One (Hair)Cut of the Dead“ – nur ohne LSD, Michael Keaton oder Zombies. Aber dafür mit mehr Extensions, Frisurennamen, Haarspray in die Augen oder Beleidigungen vom Kaliber „Pantene Pro-V C*nt“. Stilvolle wie gut gespielte One-Take-Thriller-Whodunit-Illusion.

Daniel Schröckert auf Letterboxd
Wenn du Einhorneis bestellst, es aber beim Friseur ist.
Trailer zu »Medusa Deluxe«
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»Passages«

This event was held on the 2nd of August | »Passages« scored 7,2 Genusspunkte | @Scala


The raw and resonant Passages is the kind of fuck around and find out love triangle that rings true because we aspire to its sexier moments but see ourselves in its most selfish ones.

David Ehrlich in IndieWire
Q hat dasselbe AirBnBaumann gebucht wie ein anderer Mann. Es folgt eine wilde BONDage-Nacht.
Trailer zu »Passages«
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»Joy Ride«

This event was held on the 2nd of August | »Joy Ride« scored 5,545 Genusspunkte | @Filmpalast


Joy Ride is the big, broad, studio comedy to beat this year, an incredible directorial debut with one of the funniest scripts in a while, and a cast that should get all the praise in the world because they just became the dynamic quartet to watch.

Rafael Motamoyar in Slashfilm
[Insert Meme here]
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»Past Lives«

This event was held on the 23rd of August | »Past Lives« scored 8,573 Genusspunkte | @Scala


Dieses ironische, aber doch in seiner Doppelbödigkeit ernste Spiel mit Gefühlen, Kulturen und Schicksal macht den Charme, mehr noch: die Kraft von “Past Lives” aus. Die Figuren begreifen, in was für Situationen sie stecken, welche Wendungen ein Hollywooddrehbuch für sie vorsehen würde, wer mit wem durchbrennt, wer der Bösewicht ist. Und irgendwie können sie darüber lächeln, genau wie das Publikum. Aber irgendwie wissen sowohl die vor als auch die auf der Leinwand, dass da auch irgendetwas Wahres, etwas Tiefes, eine Sehnsucht drinsteckt, die aber auch Gefahr birgt. […]

“Past Lives” stiehlt sich deshalb sofort ins Herz des Publikums, weil alles so leise und selbstverständlich ist.

Joris
SingaTours (ein BauCons®-Produkt) bietet jetzt auch Cocktail-Happy-Hours im schwimmenden Apple-Store in ihrer Nähe an. Ein Gratis Doppel-LO für jede volle Stempelkarte.
Trailer zu »Past Lives«
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Preview Juli

Als Previewschreiber gerät mein bei Baumannconsulting etwas unter Druck: Aus dem letzten Monat, der eh schon nur vier Kinoevents, bestehend aus drei Filmen, hatte, war nur einer aus der Preview. Die Kinder rennen ins Field (ich hab mit einem W20 auf Humor gewürfelt und 18 bekommen, LACHT) und der präsidentliche kULTuR-ciNeASt kommt aus seinem Süden nur für irgendne viereinhalbstündige Latinoscheiße nach Hamburg gekrochen. Na vielen Dank auch. Shoutout dafür an die Wes-Anderson-Stans (ich selbst war zwei Mal drin). 😔💪

Doch jetzt im Juli schlagen wir zurück! Denn es gibt DAS Double-Feature des Jahres. Also keine Zeit verlieren, springen wir direkt rein.

Am 20. Juli kommen zwei Filme ins Kino, auf die nicht nur Filmtwitter wartet, sondern jede Blase in auf jeder Social-Media-Plattform: »Lou – Abenteuer auf Samtpfoten« und »Sword Art Online The Moive: Progressive – Scherzo Of Deep Night«. Für die übrigen Normies gibt es den Hasbro-Werbeblock »Barbie« und den vom Pentagon, »Oppenheimer«. Pinker Plastikpop und dicke fette Bomben. Ich muss nicht mehr sagen. Kauft euch rechtzeitig noch euer #Barbenheimer-Shirt und geht ins Double-Feature eures Lebens. Baumannconsulting distanziert sich von jeglichen Einzel-Events in diesem Fall.

So, das war’s im Grunde, jetzt kommt nur noch mein kleiner Kolumnenteil mit Filmen, die im Blockbustersschatten verblassen werden, doch er Form halber auch hier erwähnt werden wollen (pluralistische Demokratie undso, schnarch). Passenderweise aber doppelte Doppel aus typischen Urlaubsländern für den spritzigen Badespaß im vollgeschwitzten Samtkinosessel.

Erstmal gehen wir nach Frankreich, à ouioui, zu Filmemachern, die wir kennen, aber wohl nur ich liebe. Wobei, Liebe ist bei François Ozon vielleicht etwas hoch gegriffen. Aber aus Sympathie ist man im Grunde verpflichtet, dem vielfältigsten und wohl populärsten Filmemacher der Croissant-Republik. Und wo bekommt man bessere Croissants als in Paris? Fluffig mit etwas Schokoladensüß beträufelt serviert er uns diesmal eine blutgefüllte Köstlichkeit. Denn in »Mein fabelhaftes Verbrechen« bekennen sich zwei Schauspielerin, ein junger Aufstrebender Stern und eine alte Diva, zum selben Mord. Beide wittern im Scheinwerferlicht des Prozesses die Gelegenheit für die Darbietung ihres Lebens. Schillernd erweckt Ozon die Pariser Metropole der 30er, begleitet von einem illustren Ensemble, im Zentrum Nadia Tereszkiewicz (»Babysitter«) und Isabelle Huppert (»Die Klavierspielerin«, »Elle«, »Greta«). Eine zuckersüße Krimikomödie mit maliziösem Grinsen hinter dem eleganten Schleier. Letterboxd kocht vor Girlpower.

Apropos Frauen: Die Großmeisterin der Körperlichkeit Claire Denis (»High Life«, »Trouble Every Day«) hat letztes Jahr zwei Filme gemacht und wurde für beide ausgezeichnet. Auf den Cannes-Favoriten »Stars at Noon« müssen wir noch warten, aber der Berlinale-Regiepreis-Gewinner »Both Sides of the Blade – Mit Liebe und Entschlossenheit« (ignoriert den Titel) kommt jetzt in unsere Kinos. Starbesetzt mit Juliette Binoche (»Drei Farben: Blau«, »High Life«, »Zwischen den Zeilen«) und Vincent Lindon (der Selbstanzünder aus »Titane« und »Streik«) widmet sich Denis dem, was die Franzosen am besten können: toxische, leidenschaftliche, zärtliche, selbstzerstörerische Beziehungen. Ein bisschen aufreibendes Begehren als Gegenstück zur polierten PG-Barbie-Liebelei und im Gegensatz zu Nolan Frauen, die mehr als nur eine notdürftige Drehbuchnotiz sind. Lua hat mir versprochen, dass er beim nächsten Claire Denis wieder dabei ist und darauf nagel ich ihn fest. Und ihr liebt Lua und seinen vorzüglichen Filmgeschmack. Zeigt Lua eure Liebe. Und eure Entschlossenheit. Nehmt ihn so richtig schön hart ran.

Theoretisch bleiben wir in Frankreich, nur ist der Film von einem Italiener: Nach seiner sozialistischen Version von »Martin Eden« kehrt Pietro Marcello in die deutschen Kinos zurück, nur diesmal feiner, empfindsamer und verspielter in »Die Purpursegel«. Die Emanzipation einer jungen Frau in Nordfrankreich zwischen den Weltkriegen zwischen Träumerein, Magiern und dem liebsten Liebhaber der Frankophilen: Louis Garrel (»Little Women«). Gelobt wird vor allem die sensible Familiendarstellung in Marcellos Inszenierung, die bisweilen mit der Céline Sciammas (»Porträt einer jungen Frau in Flammen« oder zuletzt »Petite Maman«) verglichen wird.

Jetzt gehen wir aber richtig nach Italien. Wobei, mit einer Spanierin. Denn in »L’immensità« spielt eine furiose Penélope Cruz (»Parallele Mütter«, »Der beste Film aller Zeiten«, »Alles über meine Mutter«) die kindisch-labile Mutter eines Mädchens, dass sich so gar nicht als solches fühlt. In strahlenden Bildern erzählt Emanuele Crialese eine ziemlich aufreibende Familiengeschichte zwischen Geschlecht und Psyche in der Krisis. Kraftvoll gespielt, spülte letztes Jahr am Lido um 8:30 die volle Welle Sommer über mich (Review hier). Femininer Nonkonformismus, gegossen in einen runden Kinoabend (bzw. damals -morgen).

Wer es noch südlicher braucht, dem sei kurz noch »Talk To Me« angeboten, ein großer A24-Horror-Festivalliebling aus Ozeanien. Stylisch debütieren hier zwei YouTuber mit einer Geschichte über ein verfluchtes Partyspiel, das einem den Kontakt zum Jenseits öffnet. Auf dem Fantasy-Filmfest zwar als No-Brainer befunden, macht der Genrestreifen dennoch ordentlich Laune und liefert überdurchschnittlichen Gruselspaß für Horrormäuse allen Expertengrades. Review hier.

Das wär’s, wobei es eigentlich schon nach dem einleitenden Double-Feature durch war. Wer nicht beide loggt, kann auch direkt austreten. Wenn das nicht mal die Gelegenheit für ein großes JFK-Zusammenkommen ist! Apropos: Wie war das mit dem großen JFK-Meet-Up 2023? Es wurden zwar ein paar lose Vorschläge geäußert, die aber alle einen größeren Trip (wobei ich keine Ahnung, ob Stand Up Paddling auch irgendwo in Lüneburg geht, bestimmt bei Schröders Garten) beinhalten würden. Außerdem gab es ja auch schon Mini-Golf in großer Gruppe. Dennoch: Der Vorstand würde sich dennoch sehr freuen, wenn wir für August vielleicht ein non-cinematorisches Event konkretisieren können. Also gerne verschärft auf den Tisch hauen und seine favorisierten Vorschläge mit Liebe und Entschlossenheit in den Rachen des Restes prügeln. Am besten auch Terminvorlieben äußern. Grazie Mille.

Auch noch organisatorisch: Letztes Mal äußerte sich Bereitschaft zur Mithilfe an der Website. Trotzdem verlodderte die Seite letzten Monat mehr denn je. Baumannconsulting bitte Sie, sich an den Admins bei Interesse zur Mithilfe festzubeißen, bis sie handeln (der aufhören zu bluten und zu schreien).

Einen vorzüglichen Sommer und Holdrio

Ihr JFK-Präsident vom Zauberberg

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»Mit Liebe und Entschlossenheit«

This event was held on the 15th of July | »Mit Liebe und Entschlossenheit« scored 7,5 Genusspunkte | @Abaton


As is often the case with Denis’ films, [this one] grows more illuminating as it gets hotter; what starts like a constrained and unusually jagged French drama is eventually forged into an incendiary portrait of three people who — to varying degrees — all delude themselves into thinking that the past is possible to quarantine away from the present.

David Ehrlich in IndieWire
Vincent ruft nur kurz den Tesla, damit Baumannconsulting ihn und Juliette schnell aus dem trantütigen Paris in das Scala Lüneburg, Programmkino des Jahres seit 30 Dekaden, bringen kann. Auch wenn ihr Film dort nicht läuft. Saftladen.
Trailer zu »Mit Liebe und Entschlossenheit«
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»Oppenheimer«

This event was held on the 5th of August | »Oppenheimer« scored 8,312 Genusspunkte | @Scala


Eine Kernwaffe (Atomwaffe, Nuklearwaffe, Atombombe, Atomsprengkopf) ist eine Waffe, deren Wirkung auf kernphysikalischen Reaktionen – Kernspaltung und/oder Kernfusion – beruht. Konventionelle Waffen beziehen dagegen ihre Explosionsenergie aus chemischen Reaktionen, bei denen die Atomkerne unverändert bleiben. Die Entwicklung der Kernwaffentechnik begann mit dem Zweiten Weltkrieg. Zusammen mit biologischen und chemischen Waffen gehören Kernwaffen zu den Massenvernichtungswaffen. Bei der Explosion einer Kernwaffe wird sehr viel Energie in Form von Hitze, Druckwelle und ionisierender Strahlung frei. Dadurch kann eine Kernwaffe innerhalb kürzester Zeit eine ganze Stadt zerstören und hunderttausende Menschen töten. Die Strahlung verursacht akute Strahlenkrankheit und gesundheitliche Langzeitschäden. Durch den radioaktiven Niederschlag (Fallout) werden größere Gebiete verseucht. Durch die Kernspaltung eröffnete sich gegen Ende des Zweiten Weltkriegs die Möglichkeit, die Sprengkraft von tausenden Tonnen TNT in militärisch einsetzbaren Sprengkörpern zu realisieren. Die Weiterentwicklung zur technisch anspruchsvolleren Fusionsbombe versprach im Rahmen des Wettrüstens zu Beginn des Kalten Kriegs Bomben mit mehreren Millionen Tonnen TNT-Äquivalent. Die Atombombe wurde zuerst von den USA im Manhattan-Projekt entwickelt. Am 16. Juli 1945 fand der erste Kernwaffentest mit einer Kernwaffenexplosion unter dem Projektnamen Trinity (engl. ‚Dreifaltigkeit‘) statt. Am 6. und 9. August 1945 folgten die Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki, die hunderttausende Opfer forderten.

Joris
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Trailer zu »Oppenheimer«