Das Furchteinflößende am Familienfest der Weihnacht ist, dass es kein Entrinnen gibt. Man kann schlecht einfach von der überfrachteten Tafel mit ihren gegorenen Gesprächen aufstehen und gehen. Kein Film verbildlicht dieses Gefühl so wie Buñuels »Der Würgeengel«. Bei diesem surrealistischen Satiremeisterwerk ist die Prämisse einfach wie absurd wie brillant: Eine bourgeoise Abendgesellschaft trifft sich zum prachtvollen Tafeln. Der Abend wird lang und länger. Aber keine geht. Die Ersten machen sich bequem, manche dösen sogar ein. Doch niemand macht sich auf nach Hause. Am nächsten Morgen stellen sie fest, dass sie alle noch immer im selben Salon geblieben sind. Man stellt fest, dass es ja nun wirklich Zeit wäre, aufzubrechen. Aber niemand tut es. Niemand kann es. Der Ausgang steht offen vor einem, doch kann sich niemand entschließen, zu gehen. So ist die Gesellschaft im Salon gestrandet. Um nachdem die Häppchen leer sind, werden die Ressourcen bald knapp.
Ein fest in meiner Top 100 verschweißtes Meisterstück der mexikanischen Phase des großen spanischen Regisseurs. Vor einigen Monaten durfte ich ihn in Frankfurt das erste Mal auf Leinwand sehen und schrieb ein paar nähere Gedanken nieder. Ihr könnt das unentfliehbare Bankett auf Amazon Prime nun auch nachholen.