Categories
Preview

Preview August

Sehr geehrte Aktionäre,

Wären die Hitzerekorde bersten, bleibt das Kino ausgleichend am Boden. Viele Kinostarts kann ich nicht anbieten, dafür aber ein paar schöne Sachen und noch die eine oder die andere Streamingperle.

Was nun durch den brachen Canyon des Kinos näher ins Auge gefasst werden könnte wäre das große JFK-MeetUp (presented by Baumannconsulting). Mit vielen Stimmen wurde sich für ein kollektives Boote treten bzw. Tretbootfahren ausgesprochen, anteilig auch für die Nicht-Nautiker sicher auch in der Landrattenvariante mit Chillen am Ufer vertretbar. Bleibt nur die Frage nach dem Wann? In der Umfrage, wo immerhin viele teilgenommen haben, haben sich folgende drei Termine als Favoriten erwiesen:

  • 7. August
  • 13. August
  • 21. August

Leider heißt das wohl, dass wir nicht alle vereinen können, aber ich hatte eh schon befürchtet, dass wir maximal die Hälfte zusammentreiben können. Aber es wäre ja doch schön, wenn man möglichst viele zusammenkramen könnte. Der Rest kann ja Grußbotschaften senden. Also: Bitte in der Gruppe nochmal schreiben, an welchen der Termine ihr könntet bzw. welche ihr bevorzugen würdet. Die Firma dankt!

So, nun aber zu den Filmen. Wie gesagt haben wir nich viel, aber darunter immerhin eines der großen Jahreshighlights. Ich spreche natürlich von »Nope«. Jordan Peeles (»Get Out«) neuer Film ist endlich da und nach dem JFK-Kultklassiker »Us« wohl Pflicht für jeden. Publikum und Kritiker in den Staaten sind jedenfalls auch schon mal gleichermaßen zufrieden mit dem Horrorstreifen, in dem dieses Mal Daniel Kaluuya, Keke Palmer und Steven Yeun mehr oder weniger unfreiwillig Kontakt mit der dritten Art aufnehmen. UFOs, Rodeos und wabbelarmige Windhosenkameraden. Hierfür will ich keine Anmeldungen, ich will von einem Erziehungsberechtigten unterschriebene Entschuldigung im Mitteilungsheft haben, wenn hier wer nicht mitgeht.

Wo wir bei diesem JFK-Kult-Favoriten sind: An welche JFK Kultmomente erinnern SIe sich gerne in dunklen Stunden oder am Kaminfeuer im Jagdhaus mit einem lachenden und tränenden Auge zurück? Teilen Sie es uns in den Kommentaren mit.

Das zweite Highlight kommt nicht diffus aus dem Himmel, sondern ganz bescheiden aus spanischer Erde. Als bezaubernde Sommerfabel gibt es neben dem Big-Blockbuster »Alcarràs«, der diesjährige Gewinner des Goldenen Bären bei der Berlinale. Die Jury war sich ziemlich einig, diesen kleinen katalanischen Projekt über eine Familien-Pfirsichfarm, die nun Solaranlagen weichen soll, den Hauptpreis zu übergeben. Regisseurin Carla Simón hatte schon mit ihrem Debüt »Fridas Sommer« gezeigt, wie fein und authentisch sie das Leben auf den Land und Familien, besonders aber auch die Welt von Kindern einfangen kann. Sonnendurchflutetes Ensemblestück, das schlichte Menschlichkeit mit gesellschaftspolitischer Brisanz vereint ein spanisches »Shoplifters«?

Auch familiär, aber ungemütlich wird es bei »Grand Jeté«. Hier geht es um das Zusammentreffen einer Mutter mit ihren Sohn, den sie vor Jahren zu seiner Großmutter gegeben hatte, um sich auf ihre Ballettkarriere zu konzentrieren. Nur wird das Verhältnis zwischen Mutter und Sohn schnell enger als sie sein sollte. Während die Ersten jetzt schon getriggert wegspringen, soll dem Rest gesagt sein, dass der Film einer der aufsehendsten Filme in Berlin außerhalb des Wettbewerbs war und vor allem für das intensive Schauspiel sowie die atmosphärisch dichte Kameraarbeit gefeiert wurde. Kleiner, womöglich fieser, roher Film. Also genau meins.

Wo wir gerade bei Unangenehmen und Mutterschaft sind: Nach »Pieces of a Woman« ist der furiose ungarische Theatermacher Kornél Mundruczó mit »Evolution« zurück. Wieder geht es um Familie, diesmal aber etwas weiter in der Geschichte zurückreichend. Drei Generationen werden hier nachverfolgt, aus surrealen Erinnerungen vom Weltkrieg bis in das Gegenwartsberlin. Visuell intensives Tryptichon, dessen drei Akte in im Grunde in drei lange Szenen aufgeteilt sind, was vom Konzept schon mal sehr interessant klingt. Nicht nur für historisch Interessierte ein Start, der irgendwie kaum beworben wurde, obwohl er als einer von Mundruczós besten Arbeiten bisher gilt.

Und damit kommen wir zum Streaming für die hippen flippen jungen Internetleute. Genau für diese Boyzz and Girlzz haben wir hier einen Fil über Social Media. Auf Disney Plus kommt »Not Okay«. Zoey Deutch spielt eine junge Influencerin, die einen Trip nach Paris faket. Als es dort zu einem schrecklichen Vorfall kommt, muss sie auch ihre Story anpassen. Mit Erfolg. Wirkt nach einem möglicherweise cleveren kleinen Film, schwarzhumorige Satire und hoffentlich nicht zu viel TikTok. Auch wenn das der Hälfte hier wohl sehr recht wäre.

Nicht arthousig genug? Kein Problem, wir haben ja noch MUBI. Dort gibt es »Faya Dayi«, schön zwei Stunden äthiopische Schwarz-Weiß-Avantgarde-Halbdokumentation. Galt immer wieder als eines der Highlights des letzten Jahres, bei den in atemberaubenden Bildern eine hypnotische Reise einem Fluss entlang in die Harari-Region gefolgt wird. Zwischen Spiritualität, Ethnologie und Poesie entfalten sich hier und da kleine Geschichten zu einem großen Stimmungsmosaik, in das man schön tief eintauchen kann. Bilder und Töne in traumartigen Rhythmen, die einen immer tiefer in diese Kinomeditation saugen.

Ihr denkt der Start ist klein? Na, da hab ich was noch kleineres (Peniswitz hier einfügen): Babies. Also eigentlich »Babysitter«. Eine kleine frankokanadischee Indiekomödie über eine Babysitterin, die die Beziehungskrise ihrer postnatal-depressiven und fremdgehenden Arbeitgeber lösen will. Indiewire bezeichnet es als “A Hilarious Psychosexual Horror-Comedy with Technicolor Pop” und das ist genau das Wortkonglomerat, was ich für einen gelungenen Sommerabend brauche.

Und wo ist der Sommer so schön wie in Italien? Von Goethe bis zum JFK-Präsidenten waren alle wichtigen Dichter und Denker der Geschichte dort. Dabei ist Italien im Gegenwartskino meist nicht so geil. Regisseur Jonas Carpignano schließt mit »Chiara« seine Trilogie über die raue Gegenwart in seiner Heimat ab. Diesmal durch die Augen der 15-jährigen Chiara, deren enge Familie auseinanderbricht, nachdem der Vater diese in Kalabrien verlassen hat. Kraftvolles menschliches Kino, dass den Gangsterfilm mit Sozialrealismus durchleuchtet. Vielfach ausgezeichnet auf diversen internationalen Festivals.

Aber was interessieren sich die Promifreaks von JFK-Red für irgendwelche Menschen aus irgendwelchen uninteressanten Schrottwinkeln des Globus. Ihr wollt Stars, klar. Die kann ich euch geben: Richard Jenkins (»Shape of Water«, »Burn After Reading«), Beanie Feldstein (»Booksmart«) und sogar zum zweiten Mal diesen Monat Steven Yeun (»Burning«, »Minari«) sind Teil des Ensembles in dieser A24-Produktion, mit der wir die unfassbare Brücke zwischen Sternchen und Normalsterblichen schlagen: »The Humans«. Kleiner Film über ein Thanks-Giving in Manhattan. Bisschen zu früh im Jahr, aber um Vorfreude für diesen von uns allen so geliebten Feiertag zu schüren, dennoch optimal.

Jajaja, ihr wollt nicht irgendeinen Indie-Kunstscheiße, hier bekommt ihr noch was auf Amaton Prime: »Thriteen Lives« von Ron Howard (»Apollo 13«, »A Beautiful Mind«) mit Viggo ‘Aragorn’ Mortensen, Colin ‘der Pinguin’ Farrell und Joel ‘der Onkel von Luke Skywalker’ Edgerton. Howard adaptiert hier das reale Drama um die Rettungsaktion in der Tham-Luang-Höhle. Schon die Dokumentation »The Rescue« nahm sich dieses Fall an, bei der 2018 ein Kinderfußballteam aus einer Unterwasserhöhle gerettet werden musste. Jetzt gibt es einen Hollywoodspielfilmm, inszeniert von einem fähigen Handwerker mit guten Darstellern, kann man also mal gut mitnehmen.

Eigentlich kommt also doch gut was diesen Monat rum, aber eben nur leider nicht so viel im Kino. Ich hoffe man wird ein paar Leute auch abseits von »Nope« sehen, aber die Online-Veranstaltungen kommen wohl den in alle Windrichtungen zerstreuten Mitgliedern gut entgegen. Also: Gebt bitte euer Votum für das MeetUp ab und gönnt euch in Vorfreude auf Steven Yeun seine Auftritte bei Conan O’Brien.

Gutes Zerfließen in Schweiß

Ihr JFK-President

By JFK-President (Official)

Best Cinemamaster between Kopenhagen and Kleinwümmede

One reply on “Preview August”

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *