Ei, ei, ei. Bei all dem Festtagstrubel, den ganzen Verwandten und Geschenken ist im Advent schnell mal der Teufel los. Selbst in der verschlafendsten Provinz. Aus dem verkafftesten Bayern kommt Michaela in »Requiem« zum Studium nach Tübingen. Sie meint, abseits des elterlichen Nests aufzublühen, doch sobald sie ihre Medikamente absetzt, beginnt ihr Körper und Verstand zu zerreißen. Für die streng katholisch erzogene Studentin ist es klar: sie ist vom Teufel besessen. Die heimischen Geistlichen stimmen ihr da mehr als bereitwillig zu.
Basierend auf einem wahren Fall erzählt Hans-Christian Schmid hier einen Exorzismusfilm in frostklammen Braun, der statt Budenzauberhorror eines der instensivsten Psychodramen der 2000er entwickelt. Das ist vor allem auch Sandra Hüller (»Toni Erdmann«, »Anatomie eines Falls«, »In den Gängen«) zu verdanken, die hier einen frühen Karrierehöhepunkt erreicht. Wer nochmal vor dem Krippenspielgottesdienst mit anschließendem Schmauß zwischen dem abgedrifteten Onkel und der einen für das weite Wegziehen rügenden Großmutter den Würgegriff von Kirche und Familie mit voller Kraft spüren will, der ist mit diesem deutschen Meisterwerk optimal beraten. Das dunkle Quentchen Spiritualität gibt es auf MUBI zu sehen.