Für Türchen 19 reisen wir erneut zu Mütterchen Russland, diesmal aber tief, wirklich wirklich tief in ihren Schoß hinein. »Ein Brief, der nie ankam« erzählt von einer Geologen-Gruppe auf der Suche nach Diamanten im Herzen der sibirischen Taiga. Doch ist die Suche nach den Edelsteinen mühsam. Bald wissen sie nicht mehr nur nicht, wo anfangen, sondern auch nicht, wo sie anfingen. Sie verirren sich in den kargen Weiten von Tümpeln, Bäumen und wehendem Schnee. Vorne und hinten verwirren sich, links und rechts, oben und unten, außen und innen.
Michail Kalatosow hat hiermit ein visuelles Wunderwerk geschaffen, dass sicher zu dem Gewaltigsten gehört, dass je auf Celluloid gebannt wurde. Sergej Urussewskis Kamera scheint das Auge immer weiter aufzureißen, den existentiellen Kampf von Mensch und Natur kaum fassen zu können. Sie hebt ab, schwebt durch Feuer, treibt in den unendlichen Schneenebel. Es ist ein Fiebertraum, durch dessen erbarmungslose Winterverwehungen man mit letzter Kraft wankt, sich müde hinwirft und unter dem Tannenbaum liegen das Funkeln der Kugel und Sterne von unten ganz neu betrachtet. Wenn man sich glücklich in der muckeligen Familienhütte fühlen will, geschützt vom Eiswind und dem die festesten Stiefel durchtränkenden Bodenmatsch, dann schenkt einem dieser Film hier die Wertschätzung dafür. Und die große YouTube-Schatzkiste von Mosfilm schenkt ihn uns.