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Preview März

Wir haben einen Januar der Enttäuschungen und einen genremarinierten Februar hinter uns. Nun endlich kann das Kunstkino kommen. Wir haben ein sehr buntes Programm, rund um den Globus, mit ein paar wirklichen zuckrigen Sahnehäubchen.

Gleich zu Beginn des Monats kommt ein Film, auf den ich mich schon sehr freue: „Emma“ mit Anya Taylor-Joy („The Witch“). Endlich bekommen wir mal wieder eine Jane Austen Verfilmung, die den Ton der Meisterin richtig einfängt. Verspielt, clever, feurig und bissig. Diesmal gekleidet in einen stylisches Gewand, wird der Klassiker rund um eine junge Verkupplerin im England des frühen 19. Jahrhunderts diesmal neu erzählt und hat mich jetzt schon mit seinem wilden Charme gewonnen. Neben Taylor-Joy sind außerdem noch Mia Goth („High Life“) und Bill Nighy (Stammschauspieler bei Edgar Wright) mit von der Partie, wodurch uns wohl ein wirklich vorzügliches Vergnügen erwarten dürfte.

Ein weiterer femininer Film kommt nächsten Monat mit „Die perfekte Kandidatin“ ebenfalls in die deutschen Kinos. Regisseurin Haifaa al-Mansour, die erste saudi-arabische Filmemacherin, kehrt zu ihren Wurzeln zurück und liefert eine feministische Politsatire über eine junge Doktorin, die bei einer Wahl für ein öffentliches Amt antreten will, was für Furore und Empörung sorgt. Wirkt sympathisch, werde ich mal reinschauen, alleine um den leider viel zu wenig vertretenen weiblichen Film des Nahen Ostens zu unterstützen.

Wo wir gerade bei Politik sind, dürften sich ein paar darin erinnern davon gehört zu haben, DAS EINE BOMBE IM CENTENNIAL PARK IST. Jedenfalls kommt Clint Eastwoods neues Politdrama „Der Fall Richard Jewell“ diesen Monat ins Kino und wartet mit einer ordentlich Starbesetzung, bestehend aus Sam Rockwell („Three Billboards Outside Ebbing, Missouri“, „Moon“, „Vice“, „Jojo Rabbit“), Jon Hamm („Mad Men“), Olivia Wilde („Dr. House“, „Her“) und Kathy Bates („Misery“), die hierfür sogar eine Oscarnominierung erhielt. Der Feuilleton bespricht den Film sehr kontrovers, ich werde einfach mal reinschauen, alleine, da man ja nicht weiß, wie viel Eastwood noch macht.

Nach Amerika, Saudi-Arabien und Großbritannien, kehren wir mal zurück in die EU. Das deutsche Kino schießt im März zwei neue Schrotladungen ab, wo ein Blick lohnen dürfte.

Der erste Film setzt eine unterschätzte Tradition des deutschen Kinos fort, nämlich das dreckige Genrekino. „Kahlschlag“ sieht richtig schön nach in die Fresse aus und konnte bisher den ein oder anderen Preis sowie sahnige Kritiken einfahren. Ein kleiner Film, der aber womöglich genau richtig einen Schlag in die Magengrube verpasst.

Der andere Film ist eine Liga höher, nämlich ein neues Werk der Berliner Schule. Wer jetzt fragt, warum ich mit irgendwelchen Schülerprojekten um die Ecke komme (zumindest wäre Aaron ja in der Zielgruppe), dem möchte ich kurz erklären, was die Berliner Schule ist. Es handelt sich hierbei um eine Gruppe von Filmemachern, die seit einigen Jahren als die deutsche Avantgarde bekannt ist und im Ausland zu den Spitzen des Weltkinos gerechnet wird. Ihr wohl hochgeschätztester Vertreter Christian Petzold („Yella“, „Phoenix“, „Transit“) stellte vor wenigen Tagen seinen neuen Film „Undine“ vor. Wie gewohnt sind die Kritiker alle etwas irritiert, aber durchaus angetan. Für mich ist die mythische Liebesgeschichte mit Meerjungfrau aber definitv ein Must-See des kommenden Monats. Nicht zuletzt wegen den Hauptdarstellern Paula Beer („Bad Banks“, „Transit“) und der deutschen Antwort auf Joaquin Phoenix und Leonardo DiCaprio: Franz Rogowski („Victoria“, „Transit“ und zuletzt auch „Ein verborgenes Leben“).

Ebenfalls sehr viel versprechend ist der folgende Film. Viele klagten, dass er neben „The Farewell“ und „The Lighthouse“ wohl der größte Oscarsnub gewesen ist: „Waves“.

„Waves“ erzählt eine Familiengeschichte von einem Vater und seinen beiden Kindern. In den jetzt schon atemberaubenden Bildern soll sich eine durch Romantik und Tragik sehr berührende Geschichte entfalten. Im Cast zu finden ist unter anderem Lucas Hedges („Der verlorene Sohn“, „Lady Bird“, „mid90s“), die übrigen mir unbekannten Darsteller werden aber überall in höchsten Tönen gelobt. Noch mehr Lust bekomme ich aber dadurch, dass der Film von A24 ist, dem Indie-Studio, das u.a. mit „mid90s“, „Midsommar“, „Moonlight“, „The Lighthouse“ und „Lady Bird“ einen ziemlich ordentlichen Katalog im Repertoire hat.

Nun zu den beiden Highlights, den versprochenen Sahnehäubchen.

Das erste ist eine oscarnominierte Dokumentation: „For Sama“. Es handelt sich hierbei um das Werk einer syrischen Mutter, die einen Film über die Ereignisse in Syrien für ihre neugeborene Tochter dreht. Als monumentaler Meilenstein von Publikum und Kritikern angepriesen, porträtiert „For Sama“ eindringlich die Schrecken des Krieges aus dem Blickwinkel einer Frau, die gerade Mutter geworden ist. Heißester Anwärter aktuell für die Goldene Schnecke für den besten Dokumentarfilm 2020.

Zum Abschluss der Film, auf den ich mich am meisten freue. Roy Andersson, der schwedische Altmeister ist zurück. Nachdem er bislang für jeden seiner letzten 3 Filme sieben Jahre benötigte und für dieses nur spärliche fünf, muss man hoffen, dass er nichts übereilt oder hingeschludert hat. Doch der Trailer und die Auszeichnung für die beste Regie in Venedig letztes Jahr, stimmen positiv. Genau wie in den bisherigen Arbeiten zeichnet sich „Über die Unendlichkeit“ durch lange, genau komponiert und arrangierte Einstellungen, weiß bemalte Figuren, eine schlichte Farbpalette und eine ganze Wagenladung Exzentrik aus. Andsersson ist ein Meister in der Verbindung von absurden-trockenen Humor, philosophischer Tiefgründigkeit und alltäglichen Surrealismus. Dürfte eine schön schräge, aber auch abstrus witzige Meditation über den Sinn des Lebens werden. Roy Andersson eben.

Was läuft wo:

  • Scala: „Über die Unendlichkeit“, „For Sama“, „Die perfekte Kandidatin“, „Waves“, „Undine“
  • Filmpalast: „Emma“, „Der Fall Richard Jewell“
  • Hamburg: „Kahlschlag“
https://www.youtube.com/playlist?list=PLUlw4ADVtTQJUxiJsL-dNnHAL_mtKVwn5
Trailerplaylist für März

By JFK-President (Official)

Best Cinemamaster between Kopenhagen and Kleinwümmede

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