Categories
Preview

Preview März

Nachdem der Februar nun allzu leer war, wurde in der vorherigen Preview ein picke-packe-voller März versprochen. Und was für eine Füllung! Hohoho! Nein, kein Weihnachtsmann, dennoch ist es fast wie Weihnachten. Und zu 99% garantiert sogar ohne einen überkandidelt-voreingenommenen Pädophilie-Vorwurf zu riskieren! Vielleicht sogar mit genügend Kraft, um die lokale, emotionale und ideelle Spaltung wieder zusammenzudrücken, kleben und versöhnen. Wenn nicht, gibt’s ‘nen Pferdekopf ins Bett, ihr Lausbuben*innen [sic]!

Apropos Pferdekopf: Wie schon angeteased, kommt »Der Pate« zum 50. Jubiläum samt Fortsetzung nochmal auf die Leinwände der bundesweiten Lichtspielhäuser. Francis Ford Coppolas monumentales Mafiaepos, immer wieder als der beste Film aller Zeiten bezeichnet, jetzt nochmal in sagenhaftem 4K. Es haben bereits Gruppen für dieses Savoy-Premium-Event geformt, doch auch an dieser Stelle sei noch einmal Werbung gemacht werden für diese einzigartige Gelegenheit, die man nicht abnehmen sollte. Und kann (*schleift Pferdeköpfmesser*).

Das ist aber nicht die einzige Wiederaufführung diesen Monat: »Trouble Every Day« von Claire Denis (»High Life«) erhält ebenfalls eine Ehrenrunde. Zwar ist der Vampirstreifen nicht ganz vom selben Legendenstatus wie die Gangsterreihe, aber auch er gilt als als absoluter Kultfilm. Drogen, Sex und literweise Blut strömen hier in einem Horror-Liebes-Strudel mitten in Paris zusammen, der einen einsaugt, durch den Fleischwolf dreht und wieder ausspeit. Existentialismus, Erotik und Experimentierfreude, also alles was man für einen französischen Independentstreich braucht. Und Vampire.

Wo wir gerade bei Fledermausmenschen sind: »The Batman« ist endlich da! Mit Matt Reeves steht ein fähiger Handwerker hinter der Kamera und davor ist sowieso alles, wovon man nur träumen könnte. Zoë Kravitz (»Kimi«), Paul Dano (»12 Years a Slave«, »Swiss Army Man«), Colin Farrell (»The Killing of a Sacred Deer«, »The Gentlemen«), Andy Serkis (»Der Herr der Ringe«), John Turturro (»The Big Lebowski«) und unser aller Liebling Robert Pattinson (»Der Leuchtturm«, »Tenet«) als der titelgebende dunkle Ritter. Schön düster und rau wirkt der monumentale Action-Noir mit seiner Schwärze und Brutalität, die sich jetzt schon aus den wenigen Trailerbildern schält. Natürlich ist das das Gegenteil vom hirntoten Fanservicegeballer mit knallbuntem Multiversegekicher, wie man es vom Superheldenkino gewohnt ist. Aber was könnte ein größerer Pluspunkt sein?

Alleine beim jetzigen Programm müssten schon so viele Karten gekauft sein, da kommt man kaum noch hinterher. Doch zum Glück haben wir ja »The Card Counter« mit dabei. »Taxi Driver«-Autor Paul Schrader ist mal wieder mit dem gleichen Film über einsame Männer mit einer düsteren Sinnkrise zurück, aber wie auch zuletzt etwa in »First Reformed« in Hochform. Hier schickt er Oscar Isaac (»Dune«, »Star Wars«) als lässigen Pokerspieler durch die Hölle zum immer nächsten Jackpot, mit dabei als Antagonist ist dazu Willem Dafoe (»Der Leuchtturm«, »Wild at Heart«). Eine Antiheldenstudie im Thrillerformat à la Martin Scorsese, der für seinen alten Freund hier auch produzierte.

Ebenfalls wird das Werk konsequent weitergeführt bei »Aheds Knie«. Israeli Nadav Lapid kehrt nach »Synonymes« in seine Heimat zurück und fühlt dem Zahn bis auf die tief entzündete Wurzel. Ein extrem persönlicher, selbstreflexiver, wütender, experimenteller, kraftvoller und schmerzhafter Film über Politik, Kultur und Kino. Bereits letztes Jahr konnte unser Korrespondent diesen absolut furiosen Film bei der Deutschlandpremiere im Rahmen des Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg sehen. Worum es genau bei diesem eskalierenden Trip eines Regisseurs in die Pampa geht, erfahrt ihr hier. Um es kurz zu machen: eindeutige Empfehlung, wenn man sich auch nur ein bisschen für Israel oder Filme interessiert, ja schlicht einfach mal etwas anderes sehen will.

»Synonymes« konnte ja durch eine prägnante Nacktszene nachhaltig irriteren, »Porträt einer jungen Frau in Flammen« indessen begeistern. Regisseurin Céline Sciamma ist nun mit ihrem neuen Film zurück, der zwar nicht denselben Hype auslösen konnte, bei den Kritikern aber fast noch einhelliger bejubelt wurde. In »Petite Maman« geht es schlicht um Kinder. Über Freundschaft, über Familie und über das Bauen von Stöckerhäuser im Wald. Ein wunderschönes kleines Märchen voller filigraner Magie. Und das in nur 72 Minuten.

Ebenfalls ein Kind steht bei »C’mon, C’mon« im Fokus, doch da gibt es als Gegenüber noch Joaquin Phoenix (»Joker«, »The Master«) dazu. In pittoreskem Schwarz-Weiß erzählt diese A24-Produktion eine zärtlich-melancholische Eltern-Kind-Geschichte, die den Film weltweit zum großen Publikumsliebling wurde. Regisseur Mike Mills hat ein sehr feines Händchen für nuancierte Charakterproträts und viel Empathie bei zwischenmenschlichen Beziehungen. Das könnte sehr schön werden, nicht nur wegen der Bilder, die schlicht für die große Leinwand gemacht sind.

Ebenfalls mit einem umwerfenden Schwarz-Weiß-Film konnte der Finne Juho Kuosmanen vor ein paar Jahren begeistern. An dieser Stelle sei sein großartiges Boxerdrama »Der glücklichste Tag im Leben des Olli Mäki« ausdrücklich empfohlen. Nun geht es aber um noch etwas viel Härteres als Boxen: Zugfahren. In »Abteil Nr. 6« lernen sich zwei Menschen, eine Finnin und eine Russin, auf der Fahrt gen Polarkreis kennen. Was bleibt dem ungleichen Paar auch übrig, die Fahrt ist lang. Mich locken alleine schon die Referenzpunkte »Lost In Translation«, »In The Mood For Love«, and »Before Sunrise«. Eine kleine entromantisierte Romanze in tragikomischer Absurdität und das alles in einem Zug. Mehrfach in Cannes ausgezeichnet.

Auch in Cannes ausgezeichnet wurde »A Hero«, der neue Film vom iranischen Dramameister Asghar Farhadi (»Nader und Simin – Eine Trennung«, »The Salesman«). Es geht um ein für Baumannconsulting sehr empfindliches Thema, nämlich Schulden und finanzielle Abwärtsspiralen. Wegen derartigem ist Rahim im Gefängnis gelandet, versucht nun jedoch bei einem zweitägigem Ausgang, seine von Unrecht geplagte Angelegenheit zurechtzurücken. Doch natürlich klappt das nicht alles wie geplant. Ergo das vom JFK geliebte iranische Moraldrama par excellence; intensiv, bitter und wie gewohnt bei Farhadi mit einem brillant konstruiertem Drehbuch. Immer wieder als sein bestes Film seit dem Jahrzehntserfolg »Nader und Simin« bezeichnet.

Noch erfolgreicher bei den Festivals war vergangenes Jahr aber ein französischer Film, nämlich der Goldene Löwen Gewinner »Das Ereignis«. Yaj, endlich mal wieder ein Abtreibungsdrama! Nach dem gleichnamigen Roman von Annie Ernaux, einer der bedeutendsten fanzösischen, feministisch-autobiographischen Schriftstellerinnen der Gegenwart, wird hier die Geschichte eines Sommers in den 60ern erzählt. Und von einen komplizierten, schmerzvollen Schwangerschaftsabbruch einer jungen Frau. Kino, das unmittelbar an die Nieren geht, schonungslos sein Sujet bebildert und so eine Kraft entfaltet, die alle Grenzen der Leinwand sprengt. Möglicherweise das Highlight diesen Monat. Kann der Film in die Fußstapfen von »Niemals Selten Manchmal Immer« treten, einen der höchsten Genusspunktesammler mit einer glatten 9?

Einen MUBI-Releases gibt es abschließend noch für unsere Online-Event-Freunde: »Liborio«, ein Historiendrama aus der dominikanischen Republik über die eigene Kolonialvergangenheit. Sieht gar nicht uninteressant aus, zumal man aus der Ecke des Globus ja nicht alle Tage was zu sehen bekommt.

Ist das was? Habe ich zu viel versprochen? Mini-Perlen mit Mini-Leuten, Super-Blockbuster mit Superhelden. Dazwischen Blut, Schweiß und Tränen. Egal ob ihr aus der Klausurenphase, aus fernen Städten oder einfach vom Zigarettenholen zurückkommt, euch erwartet ein absoluter Premium-Monat inklusive Weltreiseticket. Aber nicht zu hastig zur Sache huschen, sonst gibt es wieder einen Sturm. Zumindest der Zugfilm wäre dann, wie wir es gerade erst wieder zu spüren bekamen, auf jeden Fall in ernster Gefahr.

Auf einen cinematorischen Comebackmonat

Euer JFK-Präsident

i.A. Baumannconsulting CEO

Skaten ist cool wie Consulting. Oder Kidz?

By JFK-President (Official)

Best Cinemamaster between Kopenhagen and Kleinwümmede

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *