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Preview

Preview Juni

Nachdem der Mai es geschafft hat, exakt null seiner Filmstarts in ein Kinoevent zu verwandeln, rauscht nun der Juni nach und bäumt sich nochmal als Welle auf, bevor wir in den Mariannengraben des Sommerlochs gespült werden. Das soll nicht heißen, dass wir viel im Angebot hätten. Doch dafür haben wir ein paar richtig eigene Charaktere. Und einer von ihnen ist Nicholas Cage. Diesmal wirklich. Hoffentlich.

Springen wir doch gleich einmal ins kühle Nass mit einem Superlativ, sogar einem doppeltem. »Der schlimmste Mensch der Welt« ist nämlich einer der Filme, auf die ich mich dieses Jahr mit Abstand am meisten freue. Joachim Trier (»Thelma«) vollendet seine Oslo-Trilogie mit einer tragikomischen Romanze über die Karriere und das Liebesleben einer jungen Norwegerin. Sex, Tränen, Herzensbrüche und Zigarettenrauch. Alles, was ich in meinem Leben brauche. Der Film hat sich nach seiner Cannes-Premiere direkt zum Publikums- und Kritikerliebling zugleich entwickelt und wird immer wieder als Instant-Klassiker bejubelt. Mitunter munkelt man von einem skandinavischem »Frances Ha«. Renate Reinsve hat für ihre Leistung in Cannes den Preis für die Beste Darstellerin gewonnen.

Ebenfalls lief damals im Wettbewerb an der Croisette ein kleiner Film, der deutlich weniger Aufmerksamkeit erhielt, bei mir aber sofort grell auf dem Radar blinkte. Und jetzt ist er da. »Onoda« erzählt die Geschichte des gleichnamigen japanischen Soldaten, der auch nach Ende des Zweiten Weltkriegs weiter im philippinischen Dschungel kämpfte, weil er die Kapitulation des Kaisers für einen Trick der Amerikaner hielt. Ergo blieb Onoda mit seiner stetig kleiner werdenden Kompanie verschanzt, bis er schließlich alleine war. Doch er hielt durch. 29 Jahre. Nicht umsonst wollte Werner Herzog lieber Onoda treffen als den japanischen Kaiser und hat über den Urwaldkämpfer auch seinen ersten Roman geschrieben. Der Film nun ist aber nicht vom Werner, konnte aber dennoch allgemein begeistern. Ein bisschen Abenteuer, ein bisschen Überlebensthriller, ein bisschen Buddydrama, ein bisschen Apokalypse. Das kann sich nur die Realität ausdenken.

Denn wie sagte Fatoni schon “Es wird immer schwieriger für Satiriker, die Realität ist schlimmer als jede Ironie”. Das hat auch der gnadenlose Arthouse-Auteur Bruno Dumont begriffen, weswegen er nach seinen Jeanne-d’Arc-Metal-Musicals nun zur barocken Satire greift und malt in »France« eine grelle Karikatur der Medien und des Journalismus. Dumont ist dafür bekannt, keine Gefangenen zu machen und feiert das Absurde unbequem und hemmungslos. Besonders gefeiert wird im neuen Werk des Meisters aber Léa Seydoux (»No Time to Die«, »The Lobster«, »The French Dispatch«), deren energetisch bissige Performance als schillernde Kriegsreporterin zu den Besten des Jahres und in Seydouxs Karriere gezählt wurde.

Wir fädeln eine weitere Perle auf die Kette der schwierigen Protagonisten mit einer der härtesten Sorte an Menschen: Briten. Tim Roth (»Reservoir Dogs«, »The Hateful 8«) macht in »Sundown« Ferien mit seiner Familie. Sonne, Strand, Acapulco. Doch da erschüttert ein tragisches Ereignis die Urlauber. Zumindest den Rest. Der Vadder bleibt entspannt. Roths Charakter, im Guardian beschrieben als “wonderfully relaxed sociopath”, macht aus dieser existentiellen Tour-de-Force am Infinty Pool eine düsteren Studie, das vor allem von seinem großartigen Hauptdarsteller getrieben wird. Großes Schauspielerkino zum Einstimmen in den anschmelzenden Sommer, unter anderem auch mit Charlotte Gainsbourg (»Melancholia«, »Nymphomaniac«).

Am sommerlichen Pool sitzen auch Nicolas Cage und Pedro Pascal in »Massive Talent«. Vor einigen Wochen wurde der Film hier schon einmal vorgestellt, jetzt soll er endlich wirklich kommen. Mittlerweile gab es auch schon einige skeptische Stimmen, aber für eine gute Kanonade Nonsens sollte die Sache doch wohl gut sein. Was erwartet man sonst auch von Nicolas Cage, der Nicolas Cage spielt?

Ein großer Star, dessen Selbstwahrnemung etwas gestört ist, ist bekanntermaßen auch Buzz Lightyear aus »Toy Story«. Der bekommt jetzt ein Spin-Off. Und es sieht eigentlich gar nicht so unsympathisch aus. Für ein bisschen fantasievolle Weltraumaction und große Animationskraftakte kann man »Lightyear« wohl mal eine Chance geben.

Doch der kleine Spielzeugastronaut ist nicht der letzte Filmstar diesen Monat. In »Der beste Film aller Zeiten« sammeln sich gleich mehrere. Denn ein spanischer Multi-Milliadär will sich zu seinem 80. Geburtstag selbst das titelgebende cinematorische Geschenk machen. Dafür engagiert er eine exzentrische Regisseurin, die wiederum einen großen Theater-Darsteller und einem Leinwand-Superstar ins Boot holt. Die Drei haben jedoch unterschiedliche Vorstellungen vom Projekt. Und ihre Persönlichkeiten erlauben ihnen auch nicht nachzugeben. Hochkarätig besetzt mit Penélope Cruz (»Parallele Mütter«, »Offenes Geheimnis«, »Vicky Cristina Barcelona«), Antonio Banderas (»Leid und Herrlichkeit«) und der argentinischen Größe Oscar Martínez entfaltet sich hier lustvoll eine herrliche abstruse Groteske. Das Regieduo dahinter konnte schon mit »Der Nobelpreisträger« (DER Netflix-Geheimtipp) eine der originellsten, intelligentesten und bösesten Komödien des letzten Jahrzehnts landen. Und der Titel ist ja auch angenehm bescheiden.

Im Streaming gibt es noch eine ganz ganz ganz schwierige Person aus der Filmwelt: Adam Sandler. Auf Netflix. Wer jetzt noch nicht schreiend weggelaufen ist, den sei vorsichtig und mit Vorbehalt das Basketball-Drama »Hustle« offeriert. Sandler versucht mal wieder einen ernsten Film mit einem talentierten Nachwuchsregisseur zu drehen zu machen, was erstmal interessant sein könnte. Wohl eher klassisches Sportdrama, aber da er zum Streamen ist, kann man wohl mal einen Blick riskieren, sollten die Kritiken nicht zu vernichtend sein. Nicht zuletzt konnte Sandler ja vor nur 2 Jahren erst eine Goldene Schnecke gewinnen, also geben wir den Mann mal noch nicht völlig auf. Ist ja auch teil der sportlichen Fairness.

Da haben wir doch mal ein paar interessante Rendez-vous-Möglichkeiten vor uns mit Astronauten, Cunts im doppelten Sinne und Nicolas Cage. Wer den Pride Month zelebrieren will, wird bei den Neustarts wohl leider enttäuscht, aber dem sei die Themenreihe dazu auf MUBI diesen Monat angeraten. Ansonsten haben wir aber das, was den JFK ausmacht: Sich auf schwierige Menschen, die irgendwas mit Film zu tun haben, einlassen. Da mag man bei aller Schrulligkeit gar niemandem einem Korb geben. Nicht mal dem Basketballer. Touchdown.

Massive Grüße

Ihr schlimmster Mensch der Welt und bester Präsident aller Zeiten

P.S.: Sollten Sie diese Preview gerne gelesen haben, sich auf den Monat freuen und auch weiter cinematorische Aussichten auf die Glotzböbbel gebatscht bekommen wollen, lassen Sie und doch gerne hier oder unter einer Eventseite einen Kommentar da. Mit dem Film, auf den Sie sich am meisten freuen, Ihr heutiges Frühstück oder den Bahnhof, auf den Sie gerade auf den gleich ausfallenden Zug warten. Merci (auch, aber nicht nur die Schokolade)!

By JFK-President (Official)

Best Cinemamaster between Kopenhagen and Kleinwümmede

6 replies on “Preview Juni”

Sehr geehrte Jasmin,
Wir freuen uns, dass Sie es kranschen lassen. Zahntraining ist wichtig, um den Biss bei den Bewertungen beizubehalten. Auch der Joghurt ist dahingehend effektiv platziert in seiner zahnstärkenden Funktion. Zur weiteren Pflege der Kauleistenleistung: Probieren Sie doch einmal BeißreinKausulting24, eine medizintherapeutische Initiative des BaumannSPA Wir füllen ihre Löcher.

Hatte überteuertes Frühstück im Hotel, aber immerhin hab ich alle Züge pünktlich bekommen

Sehr geehrter Lua,
Es freut uns zu hören, dass Sie in Japan Urlaub machen und den exotischen Genuss pünktlicher Züge genießen können. Dennoch möchten wir Sie daran erinnern, dass sie für das Frühstück im Bao-koku-chansulting Inn nicht das Attribut überteuert, sondern luxuriös suchten.

Guten Tag,
ich bedanke mich für die Frage was ich mir heute zum Frühstück einverleibt habe.
Leider musste ich heute aus Zeitmangel auf ein scheckiges Frühstücken verzichten.
Aber gestern gab es selbstgemachte Osnabrücker Springbrötchen, das war echt spitze.
Wenn ihr die Mal selbst machen wollt hier das Rezept: https://vm.tiktok.com/ZMN16NAsB/?k=1

Ganz liebe Grüße aus Eisenach,
eure Hannelore

Sehr geehrte Frau Kreuzberg,
Wir danken Ihnen für Ihre Rezepteinsendung. Leider unterstützt Baumannconsulting keine Services der chinesischen Regierung, weswegen wir ihren Link nicht öffnen konnten. Zudem haben wir an ihrer IP erkennen können, dass Sie uns keineswegs aus Eisenach, sondern Beijing schreiben. Bei erneuten Betrugsversuchen meldet sich unsere Rechtsabteilung, Frau Kreuzberg. Oder sollten wir besser sagen: Narto Len-Len, in Regierungskreisen auch als Der Berg bekannt!?
Auch ganz liebe Grüße zurück und Bussi aus Singapur

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