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Preview January

Morgen ist Weihnachten, die nächsten Tage sind (für Normalsterbliche) mit anderen Sachen als Kino gefüllt, daher schreibe ich heute noch den Ausblick auf den ersten Kinomonat im neuen Jahrzehnt. Motto des kommenden Januars: Klotzen statt kleckern.

Man darf hohe Erwartungen haben, denn der Januar ist voll mit Oscarkandidaten und Cannes-Highlights. »Little Women« wird von einer Delegation des JFK schon an Silvester gesichtet, fehlt daher also in dieser Liste, ansonsten wäre Greta Gerwigs neuer Film mit dem verführerischsten Cast seit »2046« und »Twin Peaks« sicher ganz oben auf der Prioritätenliste. Dennoch gibt es 7 heiße Kandidaten:

Fangen wir mit den Oscarkandidaten an. Rian Johnson, der sich mit den jeweils mutigsten Beiträgen zu »Star Wars« und »Breaking Bad«, aber auch mit innovativen Genrestreifen wie »Looper« einen Namen gemacht hat, liefert uns mit »Knives Out« eine starbesetzte Kriminalkomödie à la Agatha Christie. Mit dabei bei den heiteren Mordermittlungen auf einem englischen Landhaus sind u.a. Daniel Craig (sehen wir dieses Jahr auch erneut als James Bond 007), Toni Collette, Chris Evans, Ana de Armas, Jamie Lee Curtis, Michael Shannon, Christopher Plummer und Katherine Langford. Dürfte ein exquisites Kinovergnügen werden.
Etwas weniger vergnüglich, aber nicht weniger exzellent dürfte »1917« von Sam Mendes sein (»Skyfall«, »American Beauty«). Im Stil von »Im Westen Nichts Neues« pinselt der Brite ein episches Schlachtengemälde vom ersten Weltkrieg. Eingefangen wird das Ganze vom Kameragott Roger Deakins, der sich seine dreizehn Oscarnominierungen und den einen Gewinn redlich verdient hat und seit Jahren Haus-DoP von Denis Villeneuve, den Coenbrüdern und eben Sam Mendes ist. Für die weniger kinematographisch Begeisterten warten im Cast vielversprechende britische Newcomer und Legende Colin Firth sowie für alle »Sherlock«-Fans Benedict Cumberbatch und Andrew Scott. Genau wie »Knives Out« wird auch dieses Werk von Kritikern und Publikum gleichermaßen gefeiert.

Kommen wir nun zu den Filmen aus Cannes, wir wechseln also von Hollywood zum europäischen Arthaus. Ergo, in mein Kernmetier.
Als erstes wird uns »Little Joe« in den Kinos erwarten. Die von mir hochgeschätzte Österreicherin Jessica Hausner hat mit ihren neuen Sci-fi-Film wieder eine kleine skurrile Perle geschaffen, die Kritiker und Publikum stark spaltet. Dürfte nicht für jeden etwas sein, ich freue mich aber tierisch drauf. Hauptdarstellerin Emily Beecham wurde in Cannes als beste Darstellerin ausgezeichnet. Außerdem ist noch Ben Whishaw (»Skyfall«, »The Lobster«) mit an Bord. Möglicherweise was für »Black Mirror«-Fans, zumindest vergleichen die Kritiker den Film oft mit der Serie aufgrund des Sci-fi-Horrors.
Ein weiterer eher kleiner Film dürfte »Vom Gießen des Zitronenbaumes«, was eine adäquate Übersetzung des Originaltitels »It Must be Heaven« ist, sein. Elia Suleiman wollte hiermit eine selbstreflektive Komödie über den Frieden im Nahen Osten drehen. Der Palästinenser konnte damit immerhin schon mal den Kritikerpreis und einen Sonderpreis in Cannes abräumen. Wirkt sehr witzig und schön absurd. Besonders die Buster Keaton Vergleiche reizen mich, auch wenn ich bisweilen auch an Jacques Atari denken muss. Lohnenswert dürfte es auf jeden Fall sein.
Noch weniger als über den vorherigen Film weiß ich über »Die Wütenden«. Ein Überraschungshit in Cannes, Gewinner des dortigen Jurypreises, direkt Golden Globe nominiert. Wir haben es hier mit einem hitzigen Sozialdrama über Klassenkampf und Polizeigewalt zu tun, die vielfach attestierte hohe Dynamik dürfte dafür sorgen, dass das aber nie trocken oder langweilig werden wird. Möglicherweise ähnlich wie filmische In-die-Fresse-Schlag »La Haine«.
Nun die beiden Highlights des ohnehin schon herausragenden Monats:
Zwei Altmeister geben sich nochmal die Ehre. Der erste von beiden ist der Brite Ken Loach. Zweifacher Gewinner der Goldenen Palme, Veteran des engagierten Sozialrealismus und linksextremen Kinos. Für seinen neuen Film »Sorry We Missed You« wirft er wieder einen Blick auf Englands Proletariat, diesmal besonders auf Paketzusteller. Es entsteht ein intimes und doch hart-realistisches Familien/Gesellschaftsdrama und ein Porträt unserer aktuellen postkapitalistischen Welt.
Die andere Legende ist Terrence Malick, der große Bildermagier. Er hat sich nach 14 Jahren und 5 Filmen ausnahmsweise wieder dazu herabgelassen einen Film namens »Ein verborgenes Leben« mit einer greifbaren, linearen Handlung zu machen. Überraschenderweise geht es aber nicht wie früher um Südstaatenromanzen oder amerikanische Geschichte, sondern um einen österreichischen Kriegsverweigerer im Zweiten Weltkrieg. Ein paar der besten deutschen Darsteller warten auf, um diesem cineastischen Brocken beiwohnen zu dürfen. Der Trailer verrät zwei Dinge: Zum einen geht es um Glauben, Liebe und Moral. Zum anderen ist das ein visuelle Hochgenuss, der jegliche Synapsen durch seine überwältigende Schönheit zum Schmelzen bringen wird.

Trailer:

https://www.youtube.com/playlist?list=PLUlw4ADVtTQKJTSY2J8GIisqXPdzlKvy3

Kinos:

  • Filmpalast: »Knives Out«, »1917«
  • Scala: »Little Joe«, »Vom Gießen des Zitronenbaumes«, »Die Wütenden«, »Ein verborgenes Leben«
  • Abaton: »Sorry We Missed You«

By JFK-President (Official)

Best Cinemamaster between Kopenhagen and Kleinwümmede

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