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Preview Januar

Bei den guten Vorsätzen für 2024 schrieben die allermeisten JFK-Mitglieder, dass sie unbedingt bei mir Kino-Versammlungen teilnehmen wollen. Wohl an, dann mal ran an den Speck, das Jahr ist eröffnet. Wie viele Liste wollt ihr dieses Jahr auf eure Liste schaffen? Und welche dürfen nicht fehlen?

Bei hoffentlich niemandem wird das neue Kunstwerk aus dem Hause Ghibli fehlen. »Der Junge und der Kranich« ist sicher nicht nur einer der Top-Titel des Monats, sondern des Jahres überhaupt. Bei der Wien-Premiere rastete der Saal schon beim Logo aus. Es folgt eine märchenhafte Fabel zwischen Kriegstrauma und Zaubertürmen, in die sich ein kleiner Junge flüchtet. Denn ein blauer Kranich neckt und lockt ihn. Was ihn erwartet ist wieder so magisch, bunt und kreativ wie »Chihiro«, doch nicht bloß mehr vom gleichen. Der Meister Miyazaki raffiniert es weiter mit europäischer Kunst und Kultur von Impressionisten bis Mussolini, jedoch nur um noch tiefer in die Seele seiner japanischen Heimat einzudringen. Verdientermaßen ausgezeichnet mit der Goldenen Schnecke für den Besten Animationsfilm 2024. (Spoilerfreier) Viennale Ersteindruck hier.

Nicht ausgezeichnet wurde »Priscilla« bei den Schnecken, dafür bei den Löwen in Venedig. Sofia Coppola (»Lost in Translation«, »On the Rocks«, »The Virgin Suicides«) nimmt sich den King of Rock’n’Roll vor, nur eben aus der Perspektive seiner kindlichen Geliebten. So verquickt sie das Star-Porträt von Aufstieg und Fall mit einer Coming-of-Age-Romanze, die träumerisch wie abgründig ist. In prachtvollen Bildern geht Coppola damit mitten ins modrige Herz des ur-amerikanischen Elvis-Mythos. Und mit Cailee Spaeny und Jacob Elordi betreten damit zwei neue Sterne am Hollywoodhimmel das Parkett. Nicht Coppolas bester Film für meinen Geschmack, aber erneut eine sublime Analyse von Zwischenzeiten und Zwischenräumen auf dem Weg vom anhänglichen Mädchen zur eigenständigen Frau.

Noch kräftiger feministisch wird es nach ihrem MeToo-Thriller »The Assistant« erneut bei Kitty Green. Für »The Royal Hotel« schickt sie Julia Garner und Jessica Henwick in die australische Wüste, wo sie in einer Bar arbeiten sollen. Doch erweist sich das Klima in der Bergarbeiter-Domäne als ziemlich grimmig. Und im Outback hört dich keiner schreien. Ein Festival-Geheimtipp, der vor allem für seine energetischen Hauptdarstellerinnen gefeiert wurde. Endlich mal wieder gutes Indie-Thrillerkino mit starken Frauen für starke Frauen (und Herren) mit starken Nerven.

Noch mehr Frauen gibt es bei der Tunesierin Kaouther Ben Hania. Bislang konnte mich die gefeierte, oscarnominierte Regisseurin zwar so gar nicht überzeugen, doch möchte ich euch nicht ihren neuen Film »Olfas Töchter« vorenthalten. Zumal dieser Dokumentarfilm einen überaus originellen Ansatz hat: Aus einer Familie verschwinden zwei von vier Töchtern. Mutter Olfa bekommt sie jedoch wieder. Nur anders als gedacht: Denn zwei Schauspielerinnen schlüpfen in die Rollen. »The Rehearsal« auf Arabisch, das klingt schon verdammt interessant.

Noch interessanter ist aber die wohl stärkste Frau diesen Monat: Mit ihrer finstren Barbie Bella Baxter steht Emma Stone (»The Favourite«, »La La Land«, »Birdman«) ganz vorne im Oscar-Rennen. Und sie gibt wirklich alles, mit jeder Muskelfaser. Und die Rolle gibt es her: Denn Bella ist eine Art Frankenstein-Braut, erweckt von den Toten, nur mit dem Gehirn eines Fötus. So lernt sie die Welt neu kennen, vorurteilsfrei und wissbegierig. Nur ist ihr Fleisch von einer ausgewachsenen Frau nicht minder gierig als ihr infantiler Verstand. Und das überfordert auch die abgebrühtesten Chirurgen und Casanova um sie herum. Der neue Film von Yorgos Lanthimos (»The Killing of a Sacred Deer«, »The Lobster«, »The Favourite«) hat nicht nur das Festival von Venedig gewonnen, sondern auch bei den Goldenen Schnecken, wo die abstruse Komödie stolze vier Trophäen nach Hause tragen konnte. Die schönste Schnecken davon bekam Mark Ruffalo (»Avengers«, »Spotlight«, »Dark Waters«), der hier Kens abgewichsten Rammel-Cousin spielt. Doch egal ob Kostüm, Kulisse oder Musik, alles an »Poor Things« ist der Wahnsinn. Was erwartet man sonst bei dem irren Griechen? (Spoilerfreier) Viennale Ersteindruck hier.

Wer weniger Sex, aber dennoch sexy Menschen sehen will, der kann auf Prime vielleicht mit »Foe« beglückt werden. Garth Davis schickt Saoirse Ronan und Paul Mescal in eine Sci-Fi-Dystopie, wo sie auf einem kleine Stück Land ein eher hoffnungsloses Dasein in den letzten Stunden der Menschheit fristen. Doch da klopft ein Angebot an ihrer Tür für ein neues Leben, das jedoch nicht beide anlächelt. »Foe« bekam leider sehr gemischte Kritiken, doch ich möchte mal reinschauen. Alleine für Saoirse.

Ebenfalls aus der Kategorie Mal Reingucken, sind zwei Starts auf Netflix: Zum einen ein Anime namens »maboroshi«, wo eine explodierende Fabrik nicht nur eine Kleinstadt, sondern auch eine junge Liebe aus der ihnen bekannten Realität reißt, zum anderen noch ein Science-Fiction-Streifen namens »The Kitchen«, wo Daniel Kaluuya dystopische Gentrizifierung im London von 2044 inszeniert. Gab bislang wenig Reaktionen zu beiden, die aber tendenziell positiv. Wenn man schon an mehr Versammlungen teilnehmen will, dann möchte ich auch Gelegenheit dazu geben.

Nach dem »Barbie«-Jahr fühlt es sich doch gut an, mit vielfältigen Powerfrauen ins neue Jahr zu starten, oder? Ich hoffe, der JFK wird als Antwort darauf nicht nur das Jungs-Abenteuer vom alten Japaner gucken. Doch ich hab Hoffnung in euch tapfre Krieger*innen! Macht mich stolz, macht euch stolz, macht Baumannconsulting stolz! LB bucht euch Karten für alles, wenn ihr ihn fragt. Denn Baumannconsuling is always by your side.

Noch norddeutsche Grüße

Euer JFK-President

By JFK-President (Official)

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