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Preview August

Endlich wieder Kinoluft geschnuppert? Jaaa. Einen schönen Zug frische Popcornluft in die Nase gesogen, einen Slushy geschlürft und wieder durch den Eurotunnel gefleezt. Wir sind wieder im Turn, wir grooven, wie grinden mit Delfinen. Die Toplistenspitze wechselt jede Woche, die Ereignisse überschlagen sich. Was kann da denn noch ein neuer Monat großes bringen? Das wird die Zukunft zeigen, wird aber auch aus der Vergangenheit lesbar sein und schließlich als Gegenwart voll in unser Gesicht knallen. Er kommt ins Ghetto geknallt: der August.

Am Anfang unserer Reise durch die Zeiten steht etwas Historisches. Denn unser deutscher Regieveteran Dominik Graf hat sich Erich Kästners Roman »Fabian oder der Gang vor die Hunde« geschnappt und im großen Stil für die Leinwand adaptiert. Nach “Berlin Alexanderplatz« gleich der nächste große Berlinroman aus den letzten Tagen der Weimarer Republik, diesmal jedoch in der Originalzeit von 1931 bleibend. Dort geht es um Werbetexter Jakob Fabian, der ziellos durch die Städte und Straßen treibt. Bald jedoch beißt sich seine ironische Distanz die Zähne sowohl an der Politik als auch den Menschen aus. Und schließlich an sich selbst. Grafs Film wurde als einer der Höhepunkte der diesjährigen Berlinale gefeiert und wartet mit starker Starpower auf. Nicht nur ist Tom Schilling (»Oh Boy«, »Werk ohne Autor«) in der titelgebenden Hauptrolle zu sehen, sondern auch Albrecht Schuch, der zuletzt als Reinhold in eben jenen »Berlin Alexanderplatz” begeistern durfte.

Trailer zu »Fabian oder der Gang vor die Hunde«

Wir springen etwas nach vorne, bleiben aber im Land. Also so halb, wortwörtlich. Denn es geht um das geteilte Deutschland in »Nahschuss«. Erzählt wird eine echte Spionagegeschichte des DDR-Geheimdienstagenten Werner Teske. Mit starken Schauspielern wie Lars Eidinger (»Proxima«, »Personal Shopper«) oder dem grandiosen Devid Striesow (»Der Untergang«) durchleuchtet der Film genau die Abwärtsspirale in den Fängen des Stasi-Apparats.

Trailer zu »Nahschuss«

Och nee, nicht so deutsche Drögheit, nicht wieder Geschichtsstunde. Kein Problem, für die Gelangweilten können wir den Regler etwas aufdrehen und springen ins dystopische Cyberpunk-Miami. Dort siedelt »Reminiscence« nämlich seine Detektivgeschichte rund um eine Suche nach Erinnerungen zwischen überschwemmten Straßen und virtueller Realität. Ein pompöse Produktion, starbestückt mit Hugh Jackman (»X-Men«-Reihe, »Les Misérables«, »Prisoners«) und Rebecca Ferguson (»Mission: Impossible – Fallout«, »Dune«), trotzdem aber vielleicht aufgeblasenes Blockbusterblabla. Zuversicht gibt aber die Dame, die dahintersteckt: Lisa Joy. Joy ist nicht nur Schwägerin von Christopher Nolan, sondern auch Ko-Schöpferin der brillanten Sci-Fi-Serie »Westworld«. Für ihr Spielfilmdebüt mischt die Reigsseurin dieses so genau beherrschte Genre mit Fragmenten des Film noir und des Actionthrillers. Gewissermaßen »Blade Runner« mit mehr Wumms. Ein großes Wagnis, aber jedenfalls ein gewaltiges Leinwandspektakel, bei dem man vielleicht mal einen Blick riskieren sollte.

Trailer zu »Reminiscence«

Zu risikoreich? Kein Problem, ein sicheres Vergnügen wird definitiv der maliziöse Rachethriller »Promising Young Woman« mit Carey Mulligan (»Drive«, »Shame«), Bo Burnham und Alison Brie (»Community«, »Horse Girl«, »Mad Men«). Hierin macht sich eine junge Frau daran übergriffigen Männern eine Lektion zu erteilen, in dem sie den Spieß bei der Verführung umdreht – und die perplexen frisch gewordenen Opfer dann mit ihm durchstößt. Unter Verarbeitung der #MeToo-Debatte zieht der Film seine feministische Vendetta genüsslich wie gnadenlos durch, auch bis es weh tut. Carey Mulligan brilliert in der energetisch fiesen Hauptrolle und räumte gleiche mehrere Preise ab, den Oscar holte aber Emerald Fennells Originaldrehbuch. Ein feiner, finsterer, aber auch teuflisch unterhaltsamer Genrestreifen, den JFK-Nachwuchs Lua bereits bejubelte

Trailer zu »Promising Young Woman«

Nachdem wir bei »Promising Young Woman« dem Bösen ins Gesicht geblickt haben, mag der nächste Titel etwa irritieren: »Doch das Böse gibt es nicht«. 2020 gewann der noch immer im Iran mit politischem Haftbefehl gesuchte Regisseur Mohammad Rasoulof mit diesem geheim gedrehten Episodenfilm die Berlinale. Nach »A Man of Integrity« setzt er seine Auseinandersetzung mit moralischer Korruption und politischer Gewalt fort, diesmal mit Fokus auf einem besonders ernstem Thema: der Todesstrafe. Eindeutig eines der Highlights dieses Monats, eventuell ein Kandidat für die Jahres-Top-10.

Trailer zu »Doch das Böse gibt es nicht«

Genauso Highlight wird wohl »Martin Eden«. Eine italienische Umsetzung des legendären Romanklassikers von Jack London, über die Lebensgeschichte eines Seemanns und angehenden Schriftstellers in Zeiten des auflammenden Sozialismus. Schon seit Venedig gefeiert kommt die epische Verfilmung über den Freiheitskampf endlich nach Deutschland und rangiert ganz vorne unter den Jahresfavoriten. Besonders die herausragende Leistung von Hauptdarsteller Luca Marinelli bejubelte man überall und wurde mit Preisen überhäuft.

Trailer zu »Martin Eden«

In »The Trouble With Being Born« ist es zwar auch Sommer, jedoch kühlt die Hitze ganz schnell ab. Denn in diesem österreichischen Sci-Fi-Drama wird es bei den klaren, glatten Bildern schnell unheimlich. Im Mittelpunkt steht nämlich ein Roboterkind. Indessen ist dies aber kein Rührstück à la »A.I.«, sondern ein düsteres Gedankenspiel über die Fragen, was die Menschen wohl alles mit so einem hörigen Androiden tun können. Eher für die Freunde des Exzentrischeren und Künstlerischen, aber wohl auch einer der spannendsten Titel des Monats.

Trailer zu »The Trouble With Being Born«

Nochmal Science Fiction, ebenfalls deutschsprachig: »Tides«. Nach einer apokalyptischen Sintflut konnte sich nur ein Bruchteil der Menschheit auf einen Kolonieplaneten retten. Nun planen aber nach 200 Jahren die Nachfahren der Überlebenden wieder auf den nun noch blaueren Planeten zurückzukehren, was aberböse Überraschungen bereit hält. Für die gesamte Spezies. Überraschend angetan zeigt man sich auf der Berlinale von der ambitionierten deutschen Genreproduktion. Alleine den Mut für ein derartiges Projekt sollte man belohnen.

Trailer zu »Tides«

Ihr seid zu alt für den Scheiß? Wisst ihr wer auch alt ist? Anthony Hopkins. Für seine bewegende Verkörperung des dementen Anthony in »The Father« erhält der legendäre Hannibal-Lecter-Darsteller seinen zweiten Oscar. Das kleine intime Drama war aber noch für fünf weitere Academy Awards nominiert und erhielt etliche weitere Preise. Hopkins ist jedoch nichteinmal die einzige Koryphäe, sondern hat auch noch Oscarpreisträgerin Olivia Colman (»The Favourite«, »Fleabag«) an seiner Seite. Da dürfte es Tränen, aber auch Genusspunkte regnen.

Trailer zu »The Father«

Für die, die zuhause bleiben wollen, gäbe es auf MUBI noch drei kleine Starts auf MUBI. Und zwar aus sonst eher vernachlässigten Winkeln der Welt. Da wäre »Air Conditioner« aus Angola, »The Cloud in Her Room« aus China und »Lina form Lima« aus Chile, Peru und Argentinien (ja, allein Dreien). Letzterer dürfte mindestens ein JFK-Mitglied namenstechnisch schon verpflichten. Worum geht es bei diesen aparten Perlen? Nun, versucht das am besten aus den Trailern selbst mal herauszubekommen:

Trailer zu »Air Conditioner«
Trailer zu »The Cloud in Her Room«
Trailer zu »Lina from Lima«

Außerdem gibt es noch einen Film auf Apple TV Plus (*verschränkt Arme zum +*) »Coda«. Ein kleines Familiendrama über eine junge Frau, die gerne ihren Gesangstraum ausleben würde, was jedoch starke Spannung zu ihrer taubstummen Familie auslöst. Ein kleiner Hit auf dem diesjährigen Sundance Festival gewesen, schönes kleines einfühlsames Indiekino aus Amerika.

Trailer zu »Coda«

Wieder ein ganzer Batzen, paar fetter Fische, aber so gefragter sind gekonnte Angler. Also schaut, wohin ihr am liebsten Reisen wollt. In die Zukunft, die Vergangenheit oder die harte Realität. In den Iran, nach Italien oder doch Miami. Gönnt euch mal einen schönen Trip, es ist Sommer, genießt einen cinematorischen Urlaub in der VIP-Klasse. Die besten Angebote dafür wie immer auf Baumannconsulting, we are alway by your side.

By JFK-President (Official)

Best Cinemamaster between Kopenhagen and Kleinwümmede

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