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Preview Juli

Eigentlich sollten wir uns im Sommerloch befinden. Aber im Anthropozän stößt man auch in den tiefsten Löchern noch auf aller bunte Artefakte unserer wilden Kultur. Also packt eure Schaufeln und schwitzt unter der sengenden Sommersonne, um das hotte Stars, hotte Genres und hotte Topics zu diggen. Was halt so vom letzten Jahrhundert und der schmelzenden Gegenwart übrigbleibt.

Die ersten paar Filme sind alle sogar besonders bunt. Alle auf ihre Art. Numer 1 ist »Hit Man – A Killer Romance«, den Lua letztes Jahr schon auf dem FilmFest Hamburg gesehen hat. Richard Linklater (»Before Sunrise«, »School of Rock«) dreht eigentlich immer einen Film für sich und einen für die Industrie. Dieser Streifen scheint so ein bisschen dazwischen zu stehen. Denn er hat sich einfach mal Spaß gegönnt, aber doch so, dass alle was davon haben. Mit seinem Kumpel Glen Powell (»Anyone But You«) entwirft er den kuriosen Charakter des Gary Johnson. Ein Profi-Killer. Zumindest tut er so. Er verkleidet sich als Auftragsmörder, um andere Kriminelle, die Köpfe organisiert rollen lassen wollen, zu überführen. Und er ist brillant in dieser Arbeit. Doch selbst der Meister der täuschenden Verkleidungen droht hinters Licht geführt zu werden, als er einen Auftrag für die verzweifelte Madison ausführen soll. Eine sexy Killerkomödie mit dem doppelbödigen Wendungsreichtum des Neo-Noirs. Daumen hoch von Kritikern, Festivalpublikum und vor allem Lua.

Ebenso immer wieder in einer neuen mörderischen Rolle steckt Mia Goth in Ti Wests »X«-Trilogie. Nach dem 70er-Slasher und der 1910er-Hommage mit der Mistgabel geht es diesmal auf den Hollywood-Strip der 80er. Maxine Minx, die einzige Überlebende aus dem ersten Blutbad, versucht dort, was alle probieren: ein großer Star zu werden. Diesmal nicht mit Pornos, sondern richtigen Filmen wie dem Horrorstreifen »The Purtian II«. Zeitgleich ist der echte Angst und Schrecken in den Straßen von Los Angeles, denn der Night Stalker fordert immer neue Opfer. Und unvermeidlich kreuzen sich die zwei Pfade – wie das bei einem X nun mal so ist. Man läuft sogar abseits von der diesmal grell blondierten Mia Goth auch Elizabeth Debicki (»Tenet«, »The Crown«), Michelle Monaghan (»Mission Impossible«), Bobby Cannavale (»The Irishman«, »Ant-Man«), Giancarlo Esposito (»Breaking Bad«) und Kevin Bacon (»X-Man: First Class«, »Mystic River«). Das ist »MaXXXine«, das Finale der A24-Horrortrilogie.

Apropos großes Ensemble: Alle wollen jetzt mit Yorgos Lanthimos arbeiten. Und er hat einfach mal alle Anfragen angenommen. In seinem neuen Episodenfilm »Kinds of Kindness« gibt es seinen üblichen Cocktail aus Tanzen, Sex, Ekel und kuriosen sozialen Interaktionen zu trinken und mitschlürfen tun: Emma Stone (»Poor Things«, »La La Land«), Jesse Plemons (»Breaking Bad«, »I’m Thinking of Ending Things«), Willem Dafoe (»The Lighthouse«, »Wild at Heart«), Margaret Qualley (»Drive-Away Dolls«, »Once Upon a Time in Holywood«), Hong Chau (»The Menu«, »The Whale«), Hunter Schafer (»Euphoria«, »The Hunger Games: The Ballad of Songbirds & Snakes«) und noch viele andere. Da trink ich doch direkt einen mit.

Bevor es zu bunt wird nun aber mal ein ganz kleiner, ganz feiner Film. Ich durfte auf der Berlinale »Ein kleines Stück vom Kuchen« sehen. Und der ganze Saal hat ihn zusammen mit mir geliebt. Erzählt wird der Alltag einer 70-Jährigen Dame aus Teheran. Sie ist einsam, denn ihre Tochter ist in Europa und ihr Mann unter der Erde. Die soziale Kälte klirrt auch im Iran. Gerade weil zu viel Annäherung schnell sanktioniert wird. Dennoch wagt unsere rüstige Protagonistin, mit einem Taxifahrer zu flirten, der ihr in einem Café auffällt. Schüchtern doch freudig verabreden sie ein Rendez-vous. Daraus entsteht eine wundervolle kleine Romcom für die fortgeschrittenen Semester, die das Genre unendlich charmant neudenkt. Und es vor allem mit unerwartet drastisch politischen Kontext unterhebt. Denn alleine, dass es so einen Film gibt, ist für iranische Verhältnisse schon ein Eklat. Weswegen die Filmemacher*innen auch nicht nach Berlin reisen durften.

Es gibt auch noch ein paar andere Titel, die ich hier nur unter ferner liefen nennen will: »Love Lies Bleeding« haben zwar schon fast alle gesehen, doch wer Kristen Stewart noch Zehen ankokeln und ablutschen sehen will, hat diesen Monat nochmal die Chance. »Verbrannte Erde« war ein weiterer Berlinale-Favorit von mir, aber kaltschnäuziges deutsches Arthouse-Genrekino ist ja gemeinhin nicht so euer Ding. Wer aber perfekt ausgeführtes Gangsterthrillerkino ohne auch nur ein Gramm Fett zu viel sehen will, der soll ran an den Speck. Und wer gar nicht genug von Glen Powell bekommen kann, für den gäbe es noch den Kathastrophen-Kracher »Twisters«. Inszeniert vom »Minari«-Regisseur. Huiuiui. Das sollte hier wohl nochmal festgehalten werden.

Nicht zu viel zwischen euren Strandausflügen und vor allem auch keine große Ablenkung vom großen Sommertreff! Dennoch: Jahreshighlights, hoffe ich.

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